Belém, auch die Stadt der Mangobäume genannt, liegt im äußersten Norden Brasiliens, dort, wo der Amazonas in den Atlantik mündet. Belém ist Hauptstadt des Bundesstaates Pará und neben Manaus (welches einige Tagesreisen mit dem Schiff weiter den Fluss hinauf im Innland liegt) die wichtigste Stadt der Amazonasregion. Durch ihre geographische Lage bedingt ist die Hafenstadt auch der Ort, den die meisten Produkte aus Amazonien, mit dem Schiff kommend, zunächst passieren, bevor sie auf lokalen und internationalen Märkten weiter verkauft werden. Im vergangenen Frühling habe ich mich auf die Suche nach den kulinarischen Highlights der Stadt für VeganerInnen gemacht und war beeindruckt von der tropischen Vielfalt an Früchten, welche die Amazonasregion zu bieten hat. Was es in der zweit größten Stadt der Region zu entdecken gab erfahrt ihr hier:
Der Markt Ver-o-peso ist der wichtigste der Region und ebenso wie die angrenzenden Märkte (z.B. der Açai-Markt, zu bestimmten Uhrzeiten wird hier morgens ausschließlich die frische Açai-Beere in riesigen Säcken gehandelt) einen Besuch wert und als stinknormale/r, wenn auch viel gereiste/r, Mitteleuropäer/in werdet ihr wohl kaum eine der dort frisch und als Saft angebotenen Obstsorten jemals gesehen, geschweige denn, angefasst oder geschmeckt haben. Und falls ja, dann nicht in diesem Reifestadium und so unglaublich schmackhaft. Nähert man sich dem Teil des Marktes, in welchem Obst gehandelt wird (thematisch ist Ver-o-Peso in verschiedene Gebiete aufgeteilt in denen es immer ähnliche Produkte, also nur Obst, nur Gemüse, nur Kunsthandwerk, nur Nüsse usw. gibt) riecht es schon nach dem besten tropischen Fruchtmix der Welt. Die Früchte, die man kurz darauf entdeckt tragen irgendwie seltsame Namen, für welche es meist keine Übersetzung gibt. Braucht man ja auch nicht, denn die Meisten der Früchte gibt es ohnehin nur in dieser Region. Da sie extrem schnell verderblich sind werden sie frisch teilweise nur in bestimmte Regionen Brasiliens oder Lateinamerikas exportiert, wenn überhaupt. So auch bei der hier aktuell so gehypten Açai-Beere, welche sich hier inzwischen als Pülverchen oder manchmal auch tiefgekühltes Açai-Püree in den Regalen der Supermärkte findet. Natürlich überhaupt kein Vergleich zur frischen Variante! An in unseren Regionen noch bekanntem Obst finden sich zudem Maracujas, Bananen, Mangos und Ananas an den Ständen, der Großteil der angebotenen Ware besteht jedoch eben aus den Früchten, welche uns selten oder nie begegnen: Bacuri, Uxi, Buriti, Guaven, Acerola, Muruci, Buriti, Taperebá, Inga und vielen weiteren, von denen mir die Namen nicht bekannt sind.
Interessant sind auch die Stände mit den Nüssen, hier finden sich vor allem Paranüsse, welche die Händler nebenbei kontinuierlich mit großen Messern von ihrer Schale befreien und in verschiedenen Mengen verpacken. Die Preise variieren nach Qualität der Nüsse und danach wie sauber sie geschält sind. Natürlich musste ich mir eine große Tüte Paranüsse genehmigen, welche ich auf meiner weiteren Reise vor mich hin mampfte. Frische Paranüsse im Bundesstaat Pará gegessen: erledigt! (Der Bundesstaat Pará ist tatsächlich Namensgeber für die Paranuss.)
Darüber hinaus gibt es noch eine spannende Ecke mit Kräutern und daraus gebrauten Wässerchen – die Palette reicht von Mittelchen gegen Schnupfen und zum Inhalieren über Badezusätze bis zu esoterischen Wässerchen (zum Beispiel um den ungeliebten Chef zu verhexen) und auch frischen Kräutern.
Ansonsten ist Belém vor allem eins: Chaos. Vor allem die Straßen in der Hafenregion sind stets mit tausend Ständen und Menschen überfüllt. Mir persönlich (und ich kenne mittlerweile sehr viele Süd- und Mittelamerikanische Großstädte) war Belém einfach zu anstrengend. Busfahren? Als Outsider (wie in einigen Ecken Lateinamerikas) gar nicht mal so leicht und nicht ernsthaft abzuschätzen was, wann wohin fährt und warum es dann kommt, anhält oder eben auch nicht. Wir haben uns daher entschieden auch längere Strecken einfach zu laufen und sind dabei auch nur einmal falsch abgebogen und in einem Viertel gelandet, in welchem wir nicht unbedingt hätten sein müssen (es gibt halt Orte, an denen irgendwie klar ist, dass es vermutlich nicht so lange dauert, bis man mal kurz überfallen wird…sehr viele Ecken in Belém gehören leider dazu und auch vor unserem Hotel fanden abends wohl schon so einige Überfälle statt).
Doch zurück im Essen. Denn auch wenn die Auswahl in Belém nicht groß ist, so gibt es doch ein paar gute Optionen außerhalb des Marktes zu finden:
Mundo Verde – Kleiner Bioladen mit (für Brasilien sehr teurer) einer (kleinen) Auswahl veganer Produkte die nicht oder nur sehr selten in Supermärkten der Region zu finden sind, wie Riegel oder Aufstrich. Super nettes und hilfsbereites Personal, dass auch gut über Inhaltsstoffe in ihren Produkten informiert ist. Travessa 14 de Abril, 989, Ecke José Malcher, Mo – Fr 8.30 – 19.30, Sa 08.00 – 14.00 Uhr
Govinda Vegetariano – Eins der wenigen komplett vegetarischen Restaurants lag in der gleichen Straße wie unsere Unterkunft. Ein großes Glück, wie sich innerhalb der knappen Woche in Belém herausstellte, denn vegane Optionen sind (sieht man mal von den ganzen tollen frischen Früchten etc. auf dem Ver-O-Peso Markt ab) ansonsten sehr rar in der Stadt. Die Tageskarte beinhaltet immer 3 Menüs, welche je 29RS (bei unserem Besuch im März ca. 7,20€) kosten. Meist befindet sich jedoch mindestens eine nicht vegane Speise im Menü (Milchprodukte). Dazu gibt es eine kleine Vor- sowie große enorm schmackhafte Hautspeisen und einen Saft nach Wahl. Ohne Portugiesisch-Kenntnisse wird es jedoch leider schwierig mit den Angestellten zu kommunizieren, dann ist die Tauscherei von Teilen des Menüs jedoch kein Problem und ihr kommt zur gewünschten komplett veganen Speise bzw. Menü. (Zumindest war dies bei meinem Besuch so). Die Mühe lohnt allerdings und das Govinda Vegetariano hat meinen Aufenthalt in Belém (welcher mit fünf Tagen meiner Meinung nach eindeutig zu lang war, da mich die Stadt abgesehen von der Marktregion am Hafen, nicht sonderlich begeistert hat) extrem bereichert (wenn nicht gar essenstechnisch gerettet) und ich habe fünf Tage am Stück mein Mittag in dem Laden besorgt. Unglaublich lecker! Das Essen kann auch mitgenommen werden. – Travessa Padre Prudencio, 166, Mo – Sa 11.30 – 15.00 Uhr.
Falls ihr tatsächlich demnächst mal einen Aufenthalt in Belém plant, kann ich euch unsere Unterkunft auch wärmstens ans Herz legen, das umweltfreundliche kleine Hotel (13 Zimmer) Ecopousada Miriti im historischen Stadtzentrum. Der Markt liegt in Spaziergangweite entfernt und das Govinda Vegetariano befindet sich nur wenige Blöcke die Straße hinauf. Zumindest wenn man vegan/vegetarisch in Belém unterwegs ist und nicht die ganze Zeit ausschließlich Früchte essen möchte, ist dies wie oben schon erwähnt, für ein schnelles Mittagessen durchaus enorm hilfreich. Im März 2016 kostete das Doppelzimmer in der komplett frisch renovierten Pousada uns ca. 25€ pro Nacht, also gerade mal 12,50€ pro Person, Frühstück, WLAN, Klimaanlage und eigenes Bad inklusive. Vegane Optionen beim Frühstück: gute Auswahl an Obst, meist Banane, Apfel, Orange, eine Melonen-Sorte, Papaya, 2 frische Sortren Saft (immer irgendetwas tropisches, manchmal für mich nicht idenfizierbare Früchte, täglich wechselnd) sowie Tee/Kaffee. Außerdem machen die Mädels in der Küche manchmal noch Tapioka (Fladen aus Tapiokamehl). Die beiden bieten diese eigetlich nur in einer deftigen (die Speise findet sich sonst auch süß an vielen Ecken) nicht veganen Version an, auf Nachfrage erhielt ich aber auch eine süßte Tapioka mit Kokos und Banane. Da das Frühstück für mich bei dieser Brasilienreise sonst immer recht gleich ausfiel (manchmal noch mit Marmeladenbrötchen zum Obst) war ich sehr froh über diese Abwechslung, auch wenn die Fladen an sich keinen Eigengeschmack haben und man die manchmal etwas zähe Konsistenz auch mögen muss. Auch ansonsten ist das Personal sehr nett und hilft gerne auf Portugiesisch weiter, die meisten Mitarbeiter waren aber (zumindest wenn es unbedingt sein musste) auch irgendwie in der Lage auf nicht so gutem Englisch mit meinem Freund zu kommunizieren, wenn ich mal nicht dabei war und übersetzen konnte. Die Pousada hat zwar eine Küche, diese wird jedoch von den Angestellten fürs Frühstück bentutzt und ist für Besucher ansonsten geschlossen. Dafür haben die Zimmer einen eigenen Kühlschrank. Supergutes Preis-Leistungs-Verhältnis! — Ecopousada Miriti, Rua Padre Prudencio 656, Campina/Belém.
Etwas weiter vom historischen Zentrum der Stadt entfernt gibt es außerdem noch zwei andere vegetarische Restaurants: Heavegetal (in der Nähe des Mundo Verde, Heavegetal war jedoch leider nicht geöffnet als wir in der Ecke der Stadt waren) sowie Veg Casa Belém, beide ein paar Kilometer vom historischen Stadtkern entfernt. (Details findet ihr bei happycow.net).