Rezension: Cookin` Up A Storm

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Im Herbst 2015 ist die deutsche Version des Buchs Cookin’ Up A Storm: Abenteuer und vegane Rezepte mit Sea Shepherd erschienen (das englische Buch gibt es bereits seit 2014). Die Sea Shepherd Conservation Society dürfte den Meisten von euch durch ihre Meeresschutz und Antiwalfang Kampagnen in der Antarktis, Taiji, den Faröer Inseln und andernorts bekannt sein. Nun hat sie auch ein offizielles Kochbuch veröffentlicht. Dieses ist komplett vegan, da auch auf den Schiffen der Meeresschutzorganisation seit 2005 nur noch vegan für die Crew gekocht wird.

Die Schiffsköchin des Flaggschiffs Steve Irwin ist seit einigen Jahren Laura Dakin. Nun hat sie ein Buch veröffentlicht, welches die vegane Küche auf den Sea Shepherd Schiffen unterwegs dokumentiert. Dabei heraus gekommen ist ein Buch, welches mehr als nur Rezepte zu bieten hat.

Rezeptfoto Cookin Up A Storm (c) cookin up a stormWährend der Kampagnen ist Laura dafür zuständig, dass täglich eine 50-köpfige Mannschaft satt wird – egal bei welchem Seegang. Zusammen mit dieser hat sie nun 80 Rezepte von hoher See veröffentlicht. Diese sind großteils bebildert und stellen (gegliedert in die Kapitel Frühstück, Suppen, Hauptgerichte, Salate und Beilagen, Sossen, Aufstriche und Dips, Brote sowie Kuchen und Süßes) den Hauptteil des Buchs. Die Rezepte lesen sich alle so, als wären sie recht leicht zubereitet und kommen – wohl den Umständen der antarktischen Schiffsküche geschuldet – auch mit recht wenigen Zutaten aus, wirken jedoch dadurch trotzdem nicht weniger lecker und Namen wie “Revolutionärer Gemüsestreuselkuchen”, “Pilz-Grünkohl-Pfanne nach Art des ersten Offiziers” oder auch “Erdnussbutterkekse für den Ernstfall” laden zum Nachkochen ein.

Rezeptfoto Cookin Up A Storm (c) cookin up a stormAuf den über 150 Seiten finden sich jedoch auch Erzählungen von Erlebnissen der Sea Shepherd Crew, welche die Rezepte mit Stories vom Schiff und rund um Sea Shepherd in den Kapiteln “Zielort: Irgendwo im Südpolarmeer”, “Stürmisches Kochen – Mitten im Sturm”, “Achtung: Der Einsatz beginnt”, “Fragen an Kaptain Paul” und “Auf dem Heimweg” ergänzt.

Wer neugierig ist, kann hier noch in eins der Kapitel (das Interview mit Paul Watson) lesen, welches ich an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Verlags mit euch teilen darf.

zutaten

 

Interview mit Paul Watson, dem Kapitän der „Steve Irwin“, dem Flaggschiff von Sea Shepherd

Kapitän Paul Watson ist einer der Pioniere der radikalen Umweltbewegung. Er gründete die Sea Shepherd Conservation Society, die in den letzten 35 Jahren rasant gewachsen ist. Heute ist Sea Shepherd in 36 Ländern aktiv und hat hunderttausende Unterstützer und Mitglieder. Unter Kapitän Pauls Kommando stehen die vier großen Schiffe der Flotte von Sea Shepherd, die den Kampf gegen die Wilderer führen: das Flaggschiff Steve Irwin, die Bob Barker, die Brigitte Bardot und die Sam Simon. Er hat auch die Oberaufsicht über viele kleinere und schnellere Boote. Die Flotte führt weltweit Aktionen durch und folgt dabei einem aggressiven und konfrontativen Ansatz, um die bedrohten Meerestiere zu schützen.

Sea Shepherd ist auch deshalb eine einzigartige Umweltorganisation, weil der Gründer weiter an vorderster Front steht und die Aktionen leitet. Aber Paul ist nicht nur unser Kapitän – er ist auch ein fantastischer Koch! Manchmal kommt er in die Schiffsküche, um die Crew mit einem seiner köstlichen Rezepte zu beglücken, wie der Erbsensuppe nach Art des Kapitäns oder dem Antarktisch-Tropischen Eis nach kanadischer Art. Auf den folgenden Seiten hat mir Kapitän Paul einige Fragen beantwortet.

Laura: Paul, gibt es deiner Meinung nach so etwas wie nachhaltige Fischerei und Fischwirtschaft oder sollten wir vollkommen auf Schiff der Sea Shepherd - (c) Cookin Up A StormNahrung aus dem Meer verzichten?

Kapitän Paul: Ich bin in einem kleinen Dorf im Osten Kanadas aufgewachsen, wo die Leute nach Hummer fischten. Seit meiner Kindheit habe ich also gesehen, wie sich die Artenvielfalt unserer Ozeane ständig verringert. Eine Fischereiart nach der anderen ist zusammengebrochen. Es gibt einfach nicht genug Fische in den Meeren, um die ausufernden Bedürfnisse einer ständig wachsenden Weltbevölkerung zu befriedigen. Statt bei uns auf dem Teller zu landen, sollten wir den Fischen erlauben, eine viel wichtigere Rolle zu spielen: die ökologische Stabilität und Integrität der Meere zu erhalten.

Laura: Wie wirken sich Überfischung und die Ausbeutung der Meere auf die Umwelt aus?

Kapitän Paul: Die Stärke eines Ökosystems ist die Artenvielfalt. Bei verringerter Artenvielfalt
und gestörter Abhängigkeit zwischen den Arten wird das Ökosystem zusammenbrechen
und sterben. Wenn die Fische sterben, sterben die Ozeane. Wenn die Ozeane sterben,
sterben auch wir.

Laura: Wie hast du das Kochen gelernt?

Kapitän Paul: Mein Vater war Koch und ich ging mit fünfzehn von zu Hause weg und musste für mich selbst sorgen. Kochen ist eine Kunst des Überlebens. Der Antarktisforscher
Ernest Shackleton fragte Bewerber für seine Expeditionen zuerst, ob sie kochen können. Wenn sie verneinten, dann lehnte er sie ab. Seiner Meinung nach war ein Mann, der nicht selbst kochen konnte, als Forschungsreisender nicht zu gebrauchen.

Laura: Welches Gericht kochst du am liebsten?

Kapitän Paul: Ich koche gern Suppen, besonders Erbsen-, Tomaten- und Pilzsuppen.

Laura: Welches Essen kannst du gar nicht ausstehen?

Kapitän Paul: Solange ich denken kann, habe ich eine Abneigung gegen Süßkartoffeln, und ich bin auch kein großer Fan von Schokolade.

Laura: Was ist dein Lieblingsessen?

Kapitän Paul: Ich mag gern thailändisches und chinesisches Essen. Auch griechische Küche schmeckt mir.

Laura: Kannst uns etwas zur Geschichte der Schiffsküchen auf den Schiffen von Sea Shepherd sagen?

Kapitän Paul: 1978 begannen wir unsere Aktionen mit dem ersten Schiff, der Sea Shepherd. Von Beginn an gab es in der Schiffsküche nur vegetarisches Essen und seit 2005 haben wir auf allen Schiffen vegane Kost eingeführt.

Laura: Sea Shepherd ist keine Tierschutzorganisation und die Crewmitglieder müssen nicht unbedingt Veganer sein. Wie kam es zu der Entscheidung, dass die Schiffsküchen nur vegan kochen?

Kapitän Paul: Wir Menschen essen unsere Ozeane zu Tode. Kein Fisch ist vor uns sicher. Aber die meisten Menschen wissen nicht, dass auch der Fleischkonsum den Meeren schadet, weil 40 % der Fische, die aus den Meeren geholt werden, an Schweine, Hühner, Kühe, Hauskatzen und Zuchtfische verfüttert werden. Es ist extrem: Schweine essen mehr Fische als Haie, Hühner essen mehr Fische als Papageientaucher und Katzen essen mehr Fische als Robben. Wenn du also Schinken isst, dann isst du das Meer. Weil wir uns auf vegane Kost beschränken, zeigen wir, wie unsere Nahrung mit der Gesundheit der Ozeane zusammenhängt.

Laura: Warum ist das Essen auf den Schiffen und für die Besatzung so wichtig?

Kapitän Paul: Auf allen Schiffen sind die Mahlzeiten eine wichtige Zeit für die Crew. Wenn die Leute gutes Essen bekommen, geht es ihnen gut und sie können ihr Bestes geben.

Laura: Was war für dich der atemberaubendste Anblick während deiner vielen Jahre auf See?

Kapitän Paul: 1975 schwamm ich in einer der vielen kleinen Meeresengen von Bella Bella in
British Columbia. Da kam eine Gruppe Orcas direkt auf mich zu. Es war ganz schön respekteinflößend, als sie auf mich zu schwammen. Man muss bedenken, dass Orcas Seelöwen fressen. Und als sie vorbeischwammen, griff ich nach der Rückenflosse eines Orca-Weibchens und ritt etwa 200 Meter auf ihr mit, bis ich wieder herunter glitt. Ich dachte, da ist nun dieses starke Tier, das mächtigste Raubtier der Welt, und sie ließ mich auf ihrem Rücken reiten. Für mich war es eine tiefe Einsicht in das Wesen dieser wunderbaren Geschöpfe.

Laura: Warum werden Wale heute immer noch gejagt und geschlachtet?

Kapitän Paul: Der wichtigste Markt für Walfleisch ist Japan, obwohl Walfleisch nur 1 % des Eiweißkonsums in Japan ausmacht. Island tötet Wale für den japanischen Markt. Norwegen ist das einzige andere Land, wo Walfleisch von vielen Menschen gegessen wird. Bei den Bewohnern der Färöer-Inseln, die zu Dänemark gehören, ist der Walmord ein Sport. Und die Japaner töten Wale, wenn sie Delfine für Aquarien fangen.

Laura: Warum hast du dich bei den vielen anderen Umweltproblemen gerade dem Schutz der Meere verschrieben?

Kapitän Paul: Schon mit 10 Jahren habe ich Biber geschützt, indem ich sie aus Fußfallen befreit habe. Ich kümmerte mich auch um Elefanten in Afrika und Wölfe im Yukon-Gebiet Kanadas. Aber meine Arbeit auf Schiffen der Handelsflotte und der Küstenwache hat mich zum erfahrenen Seefahrer gemacht. Deshalb war es naheliegend für mich, ab 1979 für den Schutz der Meerestiere zu kämpfen.

Laura: Für manche Leute sind aggressive Aktionen (zum Beispiel das Rammen von Wildererschiffen) eine kontroverse Methode. Warum sind solche Aktionen wichtig? Und warum sind sie wirksam?

Kapitän Paul: Solche konfrontativen Aktionen sind effektiv und retten Leben. Sie erzeugen
zudem dramatische Bilder, auf die die Öffentlichkeit aufmerksam wird. Deshalb sind sie erfolgreich und tragen auch zur Information der Menschen bei.

Laura: Welche Tageszeit auf dem Schiff magst du besonders?

Kapitän Paul: Ich betrachte gern den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.

Laura: Möchtest du den Lesern eine Geschichte aus der Schiffsküche erzählen?

Kapitän Paul: Wir lagen einmal in Cannes vor Anker und ich war gerade in der Kombüse und unterhielt mich mit einem Crewmitglied. Da kamen zwei Frauen herein, die das Schiff besichtigten. Eine der Frauen fragte mich, ob sie Teil der Crew werden könne. Ich erkannte sie nicht und sagte ihr, dass sie sich online bewerben solle. Als ich die Schiffsküche verließ, folgte mir ein Freund aus der Crew und sagte: „Weißt du, wer das war? Das war Michelle Rodriguez, die Schauspielerin, die im Film Avatar die Hubschrauberpilotin gespielt hat.“ Ich drehte mich um und ging zurück in die Schiffsküche und sagte, „Vergiss die Online-Bewerbung, wir brauchen eine mutige Hubschrauberpilotin. Wann kannst du anfangen?“ Später im Jahr kam sie zur Besatzung, aber nicht als Hubschrauberpilotin. Es stellte sich heraus, dass sie fantastisch mit dem Motorboot umgehen konnte.

Laura: Danke für dieses Interview.

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