Sommer, Sonne, Campingzeit! Sich zuhause ausgewogen und vegan zu ernähren ist heute zum Glück keine sonderlich große Herausforderung mehr. In europäischen Supermärkten finden sich – im Gegensatz zu vor einigen Jahren – haufenweise vegane (und oftmals sogar gekennzeichnete) Produkte. Doch wie sieht es eigentlich aus, wenn die heimische Küche oder auch der nächste Supermarkt viele Kilometer entfernt sind und statt Kühlschrank mitunter nur Backpack oder Fahrradtaschen zur Verfügung stehen? Oder auch, wenn der Urlaub in ein Land geht, in welchem es nicht möglich ist, mal eben ein paar fertige vegane Aufstriche & co. im Supermarkt zu kaufen? Ist das nicht alles wahnsinnig kompliziert? Mit einem Campingkocher im Gepäck definitiv nicht.
Sich auf einem Camping und Outdoor Trip vegan zu ernähren ist meiner Meinung nach sogar einfacher als eine omnivore oder vegetarische Ernährung unterwegs und bringt obendrein noch ein paar Vorteile mit. Ein bisschen Planung ist natürlich trotzdem von Nöten, damit ihr nicht plötzlich ohne Essen in der Tasche mitten in der Pampa steht. Aber mit diesem Problemchen sind wir PflanzenfresserInnen natürlich nicht alleine.
Nach inzwischen fünf Monaten on the road in Südamerika, oft im Zelt und oft an sehr abgelegenen Orten, möchte ich daher einige Erfahrungen und Tipps mit euch teilen. Zunächst geht es in diesem Artikel kurz um die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung beim Campen. Im Anschluss findet ihr unsere Equipment-Liste sowie eine – etwas längere – Liste mit gut für unterwegs geeigneten Zutaten. Natürlich ist nicht überall auf der Welt alles erhältlich, aber einige davon finden sich immer. Zuletzt gibt es noch ein paar Beispiele für Speisen, die bei uns sehr häufig auf den Tellern landen.
Die größten Vorteile einer pflanzlichen Ernährung beim Campen
- Bock auf Lebensmittelvergiftung? Okay, okay, rhetorische Frage, hat natürlich niemand. Bei rein pflanzlichen Zutaten ist die Chance darauf unterwegs wesentlich geringer als bei einer milchprodukt- oder fleischlastigen Ernährung. Vor allem, wenn ihr – wie ich – ohne Auto/Bus und ohne Möglichkeit Lebensmittel zu kühlen unterwegs seid. (Auf ethische und ökologische Vorteile einer veganen Ernährung gehe ich an dieser Stelle bewusst nicht ein, da diese nicht spezifisch mit dem Thema Campen verknüpft sind.)
- Getrocknete Lebensmittel sind unterwegs dein bester Freund! Viele pflanzliche Lebensmittel, wie getrocknete Linsen, Hafer & Co. wiegen verhältnismäßig wenig und können einfach an Ort und Stelle eingeweicht werden. Super praktisch, wenn Mensch seine Lebensmittel aus eigener Kraft (Backpack, Wandern, Radreisen) von A nach B transportiert und mal für einige Tage kein Supermarkt in der Nähe ist. Da zählt schließlich nicht nur der vorhandene Platz, sondern auch das Gewicht.
- Weitere Vorteile vieler getrockneter pflanzlicher Lebensmittel: Sie liefern haufenweise Energie, welche du für deine Tour natürlich benötigst. Außerdem ist es ist quasi unmöglich diese getrockneten Lebensmittel zu schimmeln zu bringen, egal wie heiß es draußen gerade ist.
Unser Koch-Equipment (2 Personen)
- Benzin-Kocher & Brennstoff-Flasche: Wir haben uns unter anderem für Benzin entschieden, da dieses selbst an den abgelegensten Orten der Welt erhältlich ist. Gaskartuschen sind an einigen Orten der Welt z.B. schwer zu finden oder verhältnismäßig teuer. Ein weiteres großes Problem ist, dass die Leistung von Gaskochern bei kalten Temperaturen als auch bei vielen Höhenmetern rapide abnimmt. Ab etwa 2500 Höhenmetern funktioniert der Kocher dann gar nicht mehr. Das Gleiche gilt auch für Spirituskocher. Benzin funktioniert hingegen zuverlässig auch über 2500 Höhenmeter hinaus. Aufgrund der südamerikanischen Anden, welche wir auf dieser Reise mehrfach überqueren, war ein Benzinkocher daher die einzig sinnvolle Wahl. Der Nachteil: Benzinkocher sind im Vergleich zu anderen Kocherarten etwas schwerer.
- Topf: Wir hatten am Anfang zwei dabei. Inzwischen ist es nur noch ein großer Topf + Deckel (welcher sich auch als Pfanne nutzen lässt), da wir den zweiten quasi nie genutzt haben.
- Thermoskanne: Mein allerbester Freund, insbesondere wenn es um den Kaffee am Morgen geht – eine winzige Tasse ist für mich einfach nicht genug! Wir nutzen die Thermoskanne zudem, um getrocknete Zutaten für einige Stunden vor dem Kochen einzuweichen um die Kochzeit zu verringern. Abends nutzen wir die Kanne oft (wenn der Kocher ohnehin gerade läuft, weil wir Abendessen kochen), um direkt noch eine Kanne Tee zu machen.
- Tupperdosen: Aufbewahrung von Lebensmitteln (meist Obst, Gemüse) sowie als Schale zum Mixen von Salaten.
- 5 Stoffbeutel: unterschiedliche Größen, für weitere Zutaten.
- 2 Becher
- 2 tiefe Teller (mit Deckel – Vorteil: Reste aufbewahren!)
- 2x Löffel, 2x Gabel
- 1 scharfes Klappmesser
- 1 kleiner Spatel
- 1 ein kleines, zusammenklappbares Brettchen
- 1 Wasserfilter
Zutaten
Ran an die pflanzlichen Buletten! Welche Zutaten eignen sich denn nun besonders gut für unterwegs?
Trockene, schnell gegarte sowie leichte Zutaten:
- CousCous
- Bulgur
- Quinoa
- Hirse
- Graupen
- getrocknete Linsen (rote Linsen haben eine kürzere Garzeit als andere Sorten und eignen sich daher besonders gut)
- getrocknete Erbsen (nach Möglichkeit gespaltene / halbierte)
- Polenta
- Grieß
- Nudeln
- Haferflocken
- Glasnudeln / Reisnudeln
- Sojagranulat
- getrocknete Tomaten
- getrocknete Pilze
- Mehl (für Pfannkuchen oder Pfannenbrot)
- Brot/Wraps
Während getrocknete Pilze sowie Tomaten eher die Geschmacksbomben in dieser Liste sind, gehört der Großteil der genannten Zutaten eher in die Kategorien “(sehr) sättigend” & “Energielieferanten” (insbesondere Erbsen und Linsen sind hier klasse. Andere Hülsenfrüchte, wie Bohnen oder Kichererbsen, haben wir aufgrund langer Garzeiten nicht aufgelistet. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir diese unterwegs nur selten essen.)
Gemüse:
- Möhren
- Kartoffeln
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Kürbis (kleine Sorten oder ein Stück)
- Rote Bete
- Maniok
- Tomate (beim Wandern oder Radfahren am besten mit Papier gepolstert in einer Tupperdose transportieren)
Natürlich eignen sich insbesondere jene Gemüse, die sich (zumindest bei längeren Trips in die Natur) auch mehrere Tage ohne weiteres ohne Kühlschrank halten. Mit Supermarkt in der Nähe oder kürzeren Ausflügen können natürlich auch andere Gemüse eingepackt werden. Auch Zucchini, Paprika, Brokkoli, Blumenkohl, Gurke & Radieschen halten sich zum Beispiel ebenfalls ganz okay, wenn auch nicht ganz so lange wie die oben aufgezählten Gemüsesorten.
Für die Zubereitung von Saucen:
- Kokosmilch
- Tomatenmark
- Tomatensauce
Früchte:
- Äpfel
- Birnen
- Mandarinen/Orangen
- kleine Melonenarten
- Avocados (beim Wandern oder Radfahren am besten mit Papier gepolstert in einer Tupperdose transportieren)
Auf weiche Früchte verzichten wir im Gepäck meist lieber aufgrund der Matschgefahr. Eine Möglichkeit ist jedoch ein kleines Netz an Fahrradrahmen oder Rucksack anzubringen, um auch Bananen und andere weichere Obstsorten zu transportieren oder diese nach dem Kauf (z.B. bei einem Erdbeerstand oder Gemüsehändler an der Straße) einfach direkt zu verspeisen. Manchmal findet sich natürlich auch ein Snack direkt aus der Natur (z.B. Obstbäume oder Beeren).
Snacks:
- Nüsse (Erdnüsse, Walnüsse, Pekanüsse etc.)
- Kerne (Sonnenblumenkerne, Cashews etc.)
- Trockenfrüchte (Datteln, Pflaumen, Rosinen, Aprikosen etc.)
- Energieriegel
- Kekse
- salzige Cracker
Aufs Brot:
- Erdnussbutter
- Marmelade
- Schokoaufstrich
- herzhafte vegane Aufstriche
- Margarine & Gemüse (z.B. Gurke, Radieschen, Tomate)
- Avocados / Guacamole
Außerdem:
- Kaffee
- Tee
- ggf. Zucker
Gewürze nicht vergessen!
- Salz
- Pfeffer
- Currypulver
- Chilipulver
- Paprikapulver
- Kräutermix
- Gemüsebrühe
Am besten eignen sich hier natürlich Lieblingsgewürze, Allrounder & Gewürzmischungen, damit nicht dutzende Döschen oder Tütchen im Gepäck herumfliegen.
Mein Speiseplan on the road
Ein paar Zutaten haben wir unterwegs eigentlich durchgehend im Gepäck. Hierzu zählen Kaffee (da ich sonst definitiv nirgendwo hinkomme), ein paar Gewürze (mindestens Salz und Chili, meist außerdem Currypulver und ein Kräuter-Mix) sowie Knoblauch & Zwiebel (damit deftige Speisen nicht langweilig schmecken), Nüsse als Snacks und Hafer oder Graupen als Frühstück. Auch getrocknete Pilze sowie getrocknete Tomaten füllen wir regelmäßig auf. Beide sind super Geschmacksgeber und wiegen fast nichts.
Alle anderen Zutaten variieren wir (sofern das Angebot es hergibt), damit es nicht allzu langweilig auf dem Teller wird.
Natürlich spielt die Region, in der wir gerade unterwegs sind, eine große Rolle. In kleinen Dörfern fehlt in Südamerika (hier sind wir zur Zeit unterwegs) manchmal einfach die Auswahl, da die Supermärkte winzig sind und ausschließlich Grundnahrungsmittel führen. Dort landet dann eben das auf dem Teller was vorhanden ist. Meist sind es in diesen Fällen Nudeln, Reis oder Linsen mit einigen wenigen Sorten Gemüse (Zwiebeln, Kartoffeln und Möhren gab es bisher fast immer). Dieses Problem dürfte sich euch bei einer Reise durch Europa wohl nur sehr selten stellen.
So ziemlich überall wo wir uns bisher aufgehalten haben waren natürlich auch irgendwelche Gemüse- oder Obstsorten gerade regional und saisonal erhältlich und landeten entsprechend öfter auf dem Teller.
Am häufigsten landet zur Zeit folgendes auf unseren Tellern:
Morgens
- Porridge mit Samen, Nüssen & Trockenfrüchten (wir haben zur Zeit meist einen Mix aus Chia, Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Erdnüssen und getrockneten Pflaumen dabei, welchen wir uns alle 1-2 Wochen selbst mischen und in einem Zip-Beutel verpackt dabei haben)
- Pflanzliche Milch haben wir übrigens nicht dabei und bereiten unser Porridge einfach mit Wasser zu (pflanzliche Milch hält sich zwar ein paar Tage ungekühlt, ist unserer Meinung nach aber unnötiges Gewicht)
- Graupen-Erdnussbutter Frühstück (Rezept ist verlinkt)
- Obst
- Kaffee
Mittags
- Brot mit…
- Guacamole oder Avocado + Tomatenscheiben
- Erdnussbutter
- Reste vom Abend davor (selten, da wir, egal wie viel wir kochen am Ende meistens doch alles aufessen)
- kleinere Snacks (Nüsse, Trockenfrüchte, Kekse, Cracker, Obst)
Abends
- Eintöpfe aus getrockneten Linsen oder Erbsen, oft mit Möhren, Zwiebeln und Kartoffeln
- Tipp: Bei sehr großem Hunger (oder wenigen verbleibenden Zutaten im Gepäck) geben wir hier manchmal noch ein paar Esslöffel Grieß oder Polenta hinzu, damit die Speise noch sättigender ist. Das sieht zwar nicht besonders hübsch aus (siehe Foto oben), aber schmeckt und macht pappsatt!
- Dal
- Kürbis-Kartoffel Eintopf (oder andere Gemüse-Eintöpfe)
- Gemüse-Currys mit Kokosmilch
- Kokos- oder Erdnusssuppen mit Gemüse und/oder Glasnudeln
- Polentabrei mit Avocado, Tomaten, Zwiebeln oder mit einer Pilzpfanne (aus getrockneten Pilzen plus Zwiebeln & Knobi)
- Grießbrei mit Gemüse oder in süß mit Obst
- Pfannenbrot mit Gemüse (z.B. Zucchini, Tomaten & Zwiebeln in Tomatensauce) oder als Tacos oder Wraps mit frischem Gemüse sowie z.B. Bohnen, Kichererbsen oder Erbsen aus der Dose
- Dosengemüse versuchen wir zu vermeiden, da Dosen nicht nur unnötiges Gewicht, sondern auch unnötigen Müll bedeuten. Im Vergleich zu getrockneten Zutaten kosten Erbsen & co. in Dosen zudem mehr.
- Wenn wir zwischendurch eine Unterkunft mit Herd haben nutzen wir die Chance gerne und bereiten uns z.B. Ofengemüse für unsere Wraps am nächsten Tag vor. Ungekühlt hält sich Ofenkürbis & co. auch in warmen Regionen zumindest für einen Tag.
- Tabuleh
- Salate auf Hirse, Bulgur oder Quinoa Basis
- Diese Zutaten können gut auch ohne Kocher zubereitet werden, indem sie vorher für ein paar Stunden in Wasser eingeweicht werden (“cold soaking”).
- Nudeln (Reisnudeln / Glasnudeln) mit frischem Gemüse & Erdnuss Sauce – warm oder auch kalt als Nudelsalat
- Nudeln mit Tomatensauce. Damit es nicht ganz so langweilig ist, landen bei uns meist getrocknete Tomaten, Zwiebel, Knoblauch & manchmal Sojagranulat in der Sauce
- Pfannkuchen mit deftiger Gemüsebeilage oder süß mit Erdnussbutter und Obst
Zu guter letzt noch zwei weitere Hinweise:
Nehmt euren Müll wieder mit! Manchmal ist der Weg zum nächsten Mülleimer zwar etwas weiter, aber alles was nicht biologisch abbaubar ist (Obstschalen usw.) hat in der Natur beim besten Willen nichts zu suchen!
Macht euch nichts draus, wenn das Essen unterwegs dann doch mal langweilig und eintönig ist. Die Aussichten aus eurem Zelt und unbeschreibliche Landschaften entschädigen allemal dafür. Ein paar Ausblicke, die wir seit Januar genießen durften habe ich daher auch in diesem Blogpost untergebracht. Und während ich mich in den meisten Fällen ehrlich gesagt nicht daran erinnern kann, was ich an diesen Tagen gegessen habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Erinnerungen an diese einzigartigen Orte für immer bleiben.
In diesem Sinne: Die Revolution beginnt auf dem Campingkocher und liebe Grüße aus Argentinien!
Möhren muss man nicht schälen. Die haben botanisch gesehen auch keine Schale.
Sehr schöner Artikel.
Ich werde mit meiner 2 jährigen Tochter für 2 Wochen durch Deutschland fahren und Freunde besuchen. Da sie Auto fahren hasst, werden wir extrem viele stops einlegen und häufig selbst kochen müssen.
Sehr inspirierend :)
Danke
Hey Beeke,
Möhren schälen – Das mache ich zuhause auch nicht (vor allem nicht mit den aus dem eigenen Garten), beim Radreisen und vor allem in Lateinamerika (wo Bild und Artikel entstanden sind) jedoch schon. Hintergrund dazu ist folgender: einerseits besteht beim Campen nicht unbedingt die Möglichkeit Gemüse zu waschen (und, egal ob Möhre oder anderes Gemüse – nach zwei, drei Tagen im Rucksack oder Radtasche sehen die von außen auch oft gar nicht mehr so gut aus). Andererseits werden fast nirgends auf der Welt solche Mengen an Pestiziden eingesetzt wie in Lateinamerika. Viele davon sind in Europa nicht einmal zugelassen (zum Glück). Da bio einkaufen in fast allen kleinen Supermärkten dort keine Option ist (entweder es gibt halt Möhren und Kartoffeln oder gar nichts), schäle ich, wenn ich dort drüben bin einfach ALLES, von dem ich mir nicht 100% sicher bin, dass es nicht direkt von einem Bauern kommt, von dem ich weiß welche Mittelchen er für den Anbau verwendet.
Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Urlaub mit viel leckerem Essen! :)
Beste Grüße
Sarah