Buenos Aires steht auf der Liste meiner Lieblingsstädte ganz weit oben. Umso mehr habe ich mich gefreut, dort Ende Oktober bzw. Anfang November endlich mal wieder ein bisschen Zeit zu verbringen. Da ich die Stadt schon kannte (auch wenn mein letzter Besuch schon einige Jahre zurück lag) wollte ich mir dieses Mal weniger irgendetwas bestimmtes anschauen, als viel mehr die Zeit mit netten Leuten verbringen, meine Essensvorräte für Foz do Iguaçu auffüllen (die Einkaufssituation ist hier eben nicht so berauschend), ein bisschen durch die Stadt spazieren und vor allem genießen, dass ich auch mal wieder irgendwo anders bin, sowie Essen gehen kann, ohne dabei wegen meinen vermeintlichen Sonderwünschen schief angeguckt zu werden.
Da ich via Couchsurfing bei einem super netten veganen Pärchen gelandet bin und zudem noch Bekannte in der Stadt habe, habe ich ohnehin recht viel Zeit damit verbracht mit entsprechenden Leuten rumzuhängen, die Sonne auf der Dachterasse bei den Einen und das Essen bei den Anderen genossen (ja, zur Abwechslung wurde ich mal bekocht…da das nicht so häufig passiert hat mich das besonders gefreut).
Trotz des ganzen ohnehin-schon-Essens und Nichtstuns habe ich dann trotzdem geschafft die komplett veganen Restaurants der Stadt (zumindest diejenigen, die auch bei HappyCow eingetragen sind) sowie ein paar weitere Orte, an denen sich veganes findet, abzuklappern…
Direkt im Zentrum der Stadt, nicht weit vom Hauptplatz Plaza de Mayo und nur ein paar Blocks voneinander entfernt, finden sich das VITA (Hipolito Yrigoyen 583) sowie Picnic (Florida 102). Beide Restaurants bzw. Cafés sind 100% vegan. “Restaurant bzw. Café” schreibe ich, da der Fokus beider Läden auf Speisen liegt, die sich auch eben mal schnell in der Mittagspause essen oder gut mitnehmen lassen. Zudem gibt es ein paar Tagesgerichte, welche ich jedoch nicht probiert habe, da ich immer wenn ich dort vorbei gekommen bin, gerade auf dem Weg irgendwo hin war.
Im VITA habe ich mich für unterwegs an verschiedenen Tagen mit Bagel bzw. Sandwich und Wrap “to go” versorgt. Der Bagel den ich probiert habe war aus Vollkorn (in Südamerika durchaus eine Seltenheit) und mit Avocado, angebratenen Pilzen, Sprossen und Salat belegt (ansonsten gab es unter anderem auch noch Bagel mit gegrillten Paprika und Auberginen, sowie täglich auch noch ein oder zwei andere Sorten). Sandwich und Wrap welche ich mir in den folgenden Tagen noch gegönnt habe, kamen im Sandwich-Fall mit Soja-Milanesa (paniert und so ähnlich wie “Soja-Schnitzel”) und der Wrap mit würzig mariniertem Tofu und ganz viel leckerem Gemüse daher. Darüber hinaus bietet der Laden verschiedene Sorten Muffins, verschiedene Salate, ein paar Kuchen/Torten und auch Kaffee mit Soja- oder Cashewmilch. Gefrühstückt werden kann hier auch und Raw-Food gibt es ebenfalls. Außerdem befindet sich ein (sehr) kleiner Shop im Laden, in dem es unter anderem Soja-Mayonaise, Tofu, Schokolade und ein paar Kosmetik-Produkte (Duschgel, Deo usw.) zu kaufen gibt. Geöffnet ist unter der Woche von 8- 20 Uhr, wobei es empfehlenswerter ist dort zur Mittagszeit aufzuschlagen. Um 18 oder 19 Uhr als ich dort vorbei lief schien es dort jedenfalls nicht mehr viel zu geben. Am Samstag und Sonntag wird etwas später geöffnet (gegen 12), Sonntags macht der Laden außerdem eine Stunde eher Feierabend.
Vorm Picnic findet ihr euch automatisch wieder, wenn ihr so wie ich, zufällig den richtigen Ausgang der Linie D an der Endhaltestelle Catedral erwischt. Eigentlich war ich gerade auf dem Weg zu einer Freundin (und so gesehen war es auch der falsche Ausgang), uneigentlich habe ich mich jedoch gefreut, dass ich mir bei der Gelegenheit ja auch gleich Frühstück besorgen kann. Auch hier lässt sich alles als Take-away mitnehmen. Vorne im Laden befindet sich ein großer Kühlschrank, in welchem sich bereits verpackte Sandwiches, Wraps, Empanadas, Salate und ein paar Joghurts mit frischen Früchten sowie Tiramisu befinden. Außerdem gibt es auch hier neben ein paar Tagesspeisen noch Muffins und Kuchen. Gefrühstückt habe ich an dem Tag ein paar Empanadas (mit Auberginen-Füllung), welche ganz gut, aber nicht umwerfend waren. Vielleicht erinnere ich mich aber auch nicht mehr so gut daran, weil mich das Tiramisu (ja, das habe ich auch gefrühstückt) danach absolut umgehauen hat. Die Angelegenheit war extrem sahnig und ich habe mich verdammt gefreut, sowas wunderbar ungesundes irgendwo zu entdecken. (Vegane Schlagsahne habe ich in Buenos Aires sonst nämlich leider nicht gefunden.) Und weil es so herrlich war habe ich mir später zum Abendbrot gleich noch eins geholt, dieses Mal mit einem “Cesars Salad” (mit Tofu) dazu. Der Salat war ebenfalls in Ordnung, jedoch nicht weltbewegend. Auch für weitere Sandwich/Wrap-Genüsse habe ich dann in den folgenden Tagen wieder das VITA bevorzugt, da das Angebot dort vielfältiger, kreativer und letztlich auch leckerer war. Geöffnet ist von 10 Uhr – 20.30 unter der Woche, Samstags von 10 – 18 Uhr. Am Sonntag ist der Laden komplett geschlossen.
Direkt neben dem Zentrum liegt der Stadtteil San Telmo. Zum einen gibt es dort einen Markt (Defensa 963, geöffnet von irgendwann vormittags bis ca 20 Uhr, einige Läden machen von ca. 13 oder 14 bis 17 Uhr Siesta) auf welchem sich zwischen einem Haufen von Antiquitätenständen auch einige Obst/Gemüsehändler mit einem recht vielfältigen Angebot befinden. Zum Anderen befindet sich ein paar Blocks weiter Abuela Pan (Chile 518, Ecke Bolivar). Abuela Pan ist nicht komplett vegan, dafür aber rein vegetarisch und hat nur unter der Woche geöffnet, jeweils von 9 – 19 Uhr. Neben frisch gebackenen Vollkornbroten gibt es eine Reihe von Gerichten, die täglich angeboten werden, wie z.B. Reisnudeln und Wok-Gemüse und “Milanesas” aus Soja, Aubergine oder Kürbis mit unterschiedlichen Beilagen (zur Auswahl stehen z.B. Reis, Salat oder Gemüse). Außerdem gibt es jeden Tag zwei wechselnde Tagesgerichte -die aktuellen finden sich auf der Homepage von Abuela Pan– von denen meist eins vegan ist. Wenn ihr das Tagesgericht essen wollt, lohnt es sich auch hier um die Mittagszeit hinzugehen, denn als ich am Nachmittag dort war, waren diese leider bereits ausverkauft. Deshalb habe ich mich für die Reisnudeln mit Wok-Gemüse entschieden – eine gute Wahl: sehr lecker, große Portion und für etwas über 5€ war ich danach pappsatt. Auch hier lassen sich alle Gerichte als Take-away mitnehmen, von 12 – 15.30 Uhr liefert Abuela Pan sogar.
Neben den zentrumsnahmen Optionen ist Belgrano eindeutig das beste Viertel zum vegan essen bzw. vor allem zum vegan einkaufen. Steigt man an der U-Bahn Juramento (Linie D) aus, gibt es direkt diverse Möglichkeiten:
Etwa 2 Blocks von der Haltestelle entfernt gibt es das Noble y Natural (Sucre 2427, Ecke Cabildo). Hier gibt es ein großes komplett veganes Buffet mit toller Auswahl an Salaten (zum selber mischen, sowie auch einige “fertige” Linsensalate und ähnliches), sowie einigen warmen Speisen, welche großteils chinesisch (z.B. Soja-Chunks und Gemüse in Süß-Saurer-Sauce, unterschiedliche Gerichte mit Tofu, Nudel- und Reispfannen), zum Teil aber auch argentinisch (z.B. Empanadas) oder aus anderen Weltregionen sind. Während die teiglastigeren Speisen (wie Empanadas oder Mini-Quiche), sowie zum Beispiel auch fertige Burgerpatties pro Stück abgerechnet werden, wird der Rest gewogen. Für etwa 25 Argentische Pesos (etwa 3,30€) war ich mit meinem Essen bei meinem ersten Besuch dabei und es hat dazu noch super geschmeckt. An meinem letzten Abend in Buenos Aires wollte ich mir hier noch mal schnell etwas holen, war jedoch erst gegen 20 Uhr dort. Um diese Uhrzeit war das Buffet bereits sehr ausgesucht und wäre ich noch etwas später gekommen, hätte ich vermutlich gar nichts mehr abbekommen. Ich hatte aber Glück und zumindest noch ein paar Sachen zur Auswahl – auch dieses Mal war es wieder sehr lecker und günstig. Es lohnt sich aber trotzdem, wie auch bei den anderen erwähnten Restaurants und co., früher zu kommen. Das Noble y Natural ist unter der Woche und Samstags von 11 – 21 Uhr geöffnet, Essen gibt es vor allem als Take-away, ein paar wenige Sitzplätze (allerdings eher im Imbis-Style) sind jedoch auch vorhanden. Auch hier findet sich zudem ein kleiner Laden im Restaurant, welcher zwar kein großes Angebot hat, dafür aber einige Sachen bietet, die sich sonst in Südamerika nicht überall so leicht auftreiben lassen, wie zum Beispiel Hefeflocken oder Seitan- und Tofuwurst. Es gibt außerdem noch ein zweites Noble y Natural in Buenos Aires (Av. Corrientes 4657, geöffnet ebenfalls Montag bis Samstag, jedoch jeweils von 11.30 – 15.30 sowie 18.30 – 22.30 Uhr), welches ich jedoch nicht besucht habe.
Ebenfalls in der Nähe der Station Juramento (etwa 4 Blocks von der Station in die entgegengesetzte Richtung des Noble y Natural) findet sich Verde Brote (Juramento 2679), ein Bioladen, welcher angeblich Seitanprodukte und ein paar andere vegane Produkte bietet (Gluten, Hefeflocken und co.), welche sonst nicht so leicht aufzutreiben sind. Leider hat HappyCow mich in dem Fall angelogen, denn die dort angegebenen Öffnungszeiten (bis 22 Uhr) sind leider falsch. So stand ich am Samstag Abend um 20.30 Uhr vor der Tür und wurde nicht mehr rein gelassen, weil der Laden gerade dabei war zu schließen. Da ich am Sonntag danach wieder zurück nach Iguaçu musste konnte ich den Besuch leider nicht mehr nachholen.
Zum Glück war ich jedoch ein paar Tage davor schon im Barrio Chino (die nächstgelegendste Haltestelle mit der Bahn ist ebenfalls Juramento), dem chinesischen Viertel von Buenos Aires. Dort gibt es eine Reihe von Supermärkten, die ausgesprochen veganerfreundlich sind. Die meisten finden sich auf der Straße Arribeños, wie zum Beispiel auch Casa China. Hier findet ihr ungefähr alles, was ihr sonst in Buenos Aires nicht oder nur schwer findet: vegane Tiefkühlprodukte (Buger, Milanesas, Tofuwürstchen), Frühlingsrollen, Eis, verschiedene Seitanprodukte sowie auch Gluten, unterschiedliche (Trocken-)Sojaprodukte, vegane Dulce de Leche (whoa!), Erdnussbutter, Mayonaise, Salatsaucen, all so Kram. Dazu kommen eine große Auswahl an Nüssen, Trockenfrüchten und vielem mehr. Dementsprechend habe ich mich hier erstmal mit ein paar Sachen versorgt, die ich in Foz do Iguaçu nicht so einfach bekomme.
Zudem war ich im Barrio Chino noch mit einer Freundin essen. Ein veganes oder vegetarisches Restaurant habe ich hier zwar nicht gefunden, dafür jedoch das Nobiru Izakaya & Tapas (Mendoza 1627), welches sehr Veg*-freundlich ist. Vegetarische Speisen gibt es hier eine ganze Reihe (von “nur Gemüse”, über mit Tofu, Sojachunks, Reisnudeln bis hin zu Sushi) und diese sind auch alle in der Karte markiert. Fragt man nach, erfährt man, dass das meiste was dort vegetarisch angeboten wird auch vegan ist. Wie die meisten Läden/Restaurants im Barrio Chino ist hier Montags geschlossen. Dienstags bis Sonntags hat das Restaurant von 12 – 16 sowie 18 bis 00 Uhr geöffnet.
Auch sonst finden sich einige vegane Lebensmittel wie z.B. Kekse in den argentinischen Supermärkten. Also Spanischkenntnisse vor dem Südamerikabesuch auffrischen und Zutatenlisten lesen! Tierversuchsfreie Haarpflegeprodukte (und ein paar andere Sachen) gibt es außerdem von der Marke Biferdil in quasi jedem Drogeriemarkt, wie mir meinen beiden Gastgeber zum Glück verrieten. So ist zumindest ein weiteres Problem gelöst, da ich in Foz do Iguaçu bisher keine veganen bzw. tierversuchsfreien Shampoos entdeckt habe und meine Umwelt es mir vermutlich dankt, wenn ich mir bei über 30°C Außentemperatur weiterhin die Haare wasche.
Ansonsten hier noch meine gesammelten Futtervorrat-Mitbringsel:
Ich bin also für die nächsten Monate Wochen Tage in Iguaçu gewappnet.
Für diejenigen, die es interessiert hier noch eine essensunabhängige Empfehlung: Walrus Books (Estados Unidos 617), ein süßer kleiner Buchladen mit einer tollen Auswahl an englischsprachiger Literatur…sowie ein paar andere Eindrücke der Stadt:
Das Hafenfoto da ist von BA?? Krass! Toller Bericht, Sarah… danke. Sitze jetzt im Flieger nach Südamerika. Ha… I wish.
Ja, das ist vom “Puerto Madero” in BA. Erinnert teilweise echt sehr an die Hamburger Hafencity das Viertel. Hmm, pack doch einfach deinen Sohn und deine Liebste in die Tasche und los gehts. Ich mach schonmal das Essen warm. ;)
Oh vielen dank für diesen tollen Bericht! !!!!
Vielen Dank für die tollen Tips, bin jetzt 3 Monate in BA und freue mich schon alles auszuprobieren und nicht verhungern zu müssen : )