In den Semesterferien war ich mit ein paar Freunden für ein paar Wochen im Norden Brasiliens unterwegs – also etwa 3000 Kilometer Luftlinie nördlich von dort, wo ich aktuell wohne und studiere. Die gigantischen Entfernungen in diesem Land waren mir, da ich vor ein paar Jahren schon mal in Südamerika war, nicht unbekannt. Jedoch werden einem die Distanzen dann doch erst wieder so richtig bewusst, wenn man irgendwie von A nach B kommen möchte und merkt, dass selbst das was auf der Karte gar nicht so dramatisch aussieht locker 1000km (oder mehr) sind und so ein Bus gerne doppelt so lange braucht wie ein Auto.
Da ein paar tausend Kilometer alles andere als “um die Ecke” sind und ich noch nie im Norden Brasiliens unterwegs war, war ich vorher natürlich auch ziemlich gespannt, was mich dort oben kulinarisch so erwartet.
Einer der Orte, an dem wir ein paar Tage verbracht haben war Jericoacoara, gelegen im gleichnamigen Nationalpark im Bundesstaat Ceará. Der Nationalpark besteht in erster Linie aus Wanderdünen, die sich bis zu 20km ins Landesinnere erstrecken. Darüber hinaus liegt der Ort direkt an der Küste und auch einige wunderschöne Lagunen finden sich in der Nähe. Die schöne Natur und Dünen zum runter rollen waren auch die Gründe warum wir nach “Jeri”, wie der Ort von den Meisten genannt wird (Jericoacoara ist einfach viel zu lang), wollten. Und es gibt dort die Möglichkeit, sich in den Lagunen in Hängematten zu legen und…absolut nichts zu tun, außer vielleicht eine frische Kokosnuss zu schlürfen. Hört sich so an wie 100 gute Gründe? Für mich auch. Also hin da!
Zunächst sei gesagt: Jeri wird im Reiseführer als Hippie-Ort beschrieben, ist aber letztlich recht touristisch (wobei es eigentlich nur am Wochenende voll wird, da sich dort auch viele Wochenendbesucher tummeln). Seinen Charme hat der Ort (im Gegensatz zu anderen Orten wie zum Beispiel Buzios an der Südküste des Landes) dadurch jedoch zum Glück nicht so sehr eingebüßt. Alle Wege die es dort gibt bestehen aus Sand und Autos sind (bis auf Buggys und ein paar zugelassene Jeeps, die als Transport in den Ort und aus dem Ort weg dienen) verboten. Doch zurück zum eigentlichen Thema: dadurch, das der Ort von einigen Touristen besucht wird ist auch das Essensangebot ganz gut, wenn jedoch auch etwas teurer als in anderen Orten der Gegend (Nordbrasilien ist ansonsten um weiten ärmer und dadurch auch günstiger als der Süden des Landes). Zwar konnte ich kein rein vegetarisches oder gar veganes Restaurant finden, dafür jedoch einige mit sehr leckerem veganem Angebot.
Serafim Burger (Rua Principal 120) hat einen wirklich ganz fantastischen veganen Burger im Angebot. Genau genommen den besten, den ich bisher in Brasilien gegessen habe. Das Pattie, bestehend aus Sojagranulat, ist super lecker gewürzt und ansonsten finden sich Rucola, Tomate sowie angegrillte Banane auf dem selbstgemachten Burgerbrötchen. Wer mehr als nur einen Burger essen möchte, kann sich dazu frittierte Mandioca (siehe Bild), Pommes oder Bananenchips bestellen. Außerdem macht der Laden ein sehr leckeres Mango-Chutney und serviert auch gegrillte Ananas…und alles was davon auf meinem Teller gelandet ist war ultra lecker.
Pizza al volo (Rua do Forró 186) ist ein kleiner Pizza-Laden, der Pizza pro Stück verkauft. Eine davon ist vegan und kommt nur mit Aubergine, Tomatensauce und Basilikum daher. Mein Stück war jedoch leider etwas trocken (könnte daran gelegen haben, dass wir abends da waren und die Pizzastücken dort schon vorgebacken sind bzw. nur noch kurz für den Kunden aufgewärmt werden.) Meine Begleitung war von seinem vegetarischen Pizzastück jedoch begeisterter. Ob das daran liegt, dass es weniger trocken war oder er nur leichter zufrieden zu stellen ist als ich kann ich nicht beurteilen:). Letztlich aber okay für den kleinen Hunger zwischendurch.
Kafila (Rua Principal 102, schräg gegenüber vom Serafim) ist ein libanesisches Restaurant. In vegan findet ihr hier sehr leckeren Falafel (gefüllt mit Salat und Pommes) oder einen Falafelteller in drei verschiedenen Varianten, die jeweils mit Pita-Brot gereicht werden. Option 1 (Reis, Linsen und noch irgendwas, was ich mittlerweile vergessen habe) ist ohnehin vegan, ebenso wie Option 2 (mit Tabuleh und einem weiteren Salat). Die dritte Option besteht aus verschiedenen Dips zum Brot, neben Humus, Auberginen- und Knoblauchcreme kommt hier normalerweise eine Käsecreme dazu. Da ich gerne Humus wollte habe ich mir die dritte Option bestellt und das Käsezeug gegen Tabuleh tauschen lassen – hat problemlos geklappt und auch geschmeckt!
Im Gelato & Grano (Rua Principal, kurz vorm Strand) gibt es recht leckeres, wenn auch etwas überteuertes, Eis. Die Fruchtsorten stellten sich auf Nachfrage mit Ausnahme von einer (hab leider nicht mehr auf dem Zettel welche das war) als vegan heraus. Also genau genommen als Sorbet. Probiert habe ich die Sorten Mango, Maracuja und Zitrone.
Auf der gleichen Straße ebenfalls recht weit unten am Strand ist ein Lokal welches oft sehr voll ist und “Casa da… [irgendwas]” heißt. Ich hab mir den Namen leider nicht notiert und weil der Jeri-Besuch nun schon eine Weile her ist, kann ich mich gerade nicht mehr an den kompletten Namen erinnern. Am Eingang hängt jedenfalls ein großes Schild, welches Tapioca bewirbt und links vom Gebäude finden sich Holzstühle zum draußen sitzen. Das vegetarische Sandwich stellte sich als vegan heraus (es kommt mit Salat sowie etwas gegrilltem Gemüse und ohne Sauce daher), ebenso wie eine der Tapiocas (mit Zimt und Banane), welche es als Nachspeise oder süßen Snack gibt. Das Essen war in Ordnung, wobei Sandwich um weiten besser war als die Tapioca (was nicht an dem Gericht liegt, sondern an dem Laden). Sehr gut war jedoch der Acerola-Saft den wir uns dazu bestellt hatten. Der Tatsache, warum es dort immer so voll ist, sind wir dann auch schnell auf die Spur gekommen: der Service ist einfach der langsamste im ganzen Ort.
Bei dem oben beschriebenen handelt es sich um alles an veganem Essen, was ich in dem Ort in den paar Tagen die ich dort war entdecken konnte. Bei einer nachträglichen Recherche ist mir jedoch noch die Info begegnet, dass es auf der Rua Principal angeblich noch ein vegetarisches Restaurant (“Restaurante Vegetariano Avalon”) geben soll. Dieses habe ich als ich dort war nicht gesehen, mitunter weil es nicht mehr existiert oder einen unauffälligen Eingang hat. Für die größe des Ortes war das Angebot jedoch auch ohne dieses Restaurant wirklich super, ich hätte jedenfalls bei Ankunft damit gerechnet, dass ich mir jeden Tag etwas in der Küche unserer Unterkunft zubereite (Casa da Cion in der Rua Sao Francisco…vermietet Apartments für mehrere Personen. Abhängig davon mit wie vielen anderen Leuten ihr unterwegs seid mitunter um einiges billiger als die Hostels des Ortes und sehr empfehlenswert!).
Hier noch ein paar weitere Impressionen aus Jeri und Umgebung:
Hallo Sarah! Vielen Dank für dein Hilfreicher Artikel. Ich gehe im Dezember auf Jeri und bin Veganerin! Dachte ich finde dort nichts was ich essen kann! Aber nach deinen Erzählungen bin ich ja mal ruchtig gespannt! Danke!!! Noch eine Frage du hast von disem Casa da cion geschrieben.. Wo hast du dieses Casa gebucht? Vor ort? Oder gibt es eine Internetseite?
Liebe Grüsse
Andrea
Hi Andrea,
für so einen kleinen Ort gibt es in Jeri auf jeden Fall doch einiges. Hoffentlich ist noch alles so wie beschrieben, war Anfang 2014 da. Wir (waren zu viert unterwegs) und haben vorher nichts gebucht, sind einfach bis Jijoca gefahren und haben uns dort von einem Jeep (die sind dort quasi der Shuttle, richtige Busse fahren nicht so oft weiter, zumindest war das vor knapp zwei Jahren noch so) nach Jeri bringen lassen. Wir haben dann einfach vor Ort in zwei, drei Hotels nachgefragt bis wir was hatten womit wir alle einverstanden waren. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die irgendwo eine Website haben oder so, aber sofern du nicht während irgendwelcher Feiertage dort bist dürfte das kein Problem sein etwas zu finden.
Liebe Grüße und ganz viel Spaß in Jeri! Und fahr unbedingt zu diesen Lagunen mit Hängematten (Tagesausflüge mit dem Buggy findest du auch überall vor Ort), wunderschön dort!
Sarah