Porto Alegre liegt an der Küste Südbrasiliens, genauer gesagt im Bundesstaat Rio Grande do Sul (von welchem sie auch die Hauptstadt ist). Vor einer Weile verschlug es mich mit einer Freundin dort hin, vor allem um meinen Magen mal wieder mit leckerem, mal nicht selbstgemachtem, Essen aufzufüllen und auch um einem Kumpel einen Besuch abzustatten. So hatten wir praktischerweise auch direkt einen Schlafplatz und jemanden, der bereit war uns die Stadt zu zeigen bzw. genauer gesagt die veganen Restaurants der Stadt. Obendrein ist sein Mitbewohner Koch in einem dieser Läden, was uns zu ständigem völlig überfressen sein verleitete, da wir zum einen tagsüber möglichst viele leckere Sachen probieren wollten und zum anderen abends dann auch noch die Reste aus dem Restaurant verdrücken “mussten”.
Während Porto Alegre an sich mittel viel zu bieten hat (einen großen Park, eine historische Altstadt, einen Hafen, ein paar Museen usw.), ist das vegane Essensangebot wirklich fantastisch. So ließ es sich dort problemlos für ein paar Tage zwischen Restaurants, Imbisbuden, der Eisdiele, Reformhäusern, dem Markt, Radtouren und Rumhängen im Park aushalten bevor wir – bis unter beide Ohrläppchen mit Leckereien vollgestopft – wieder abgereist sind.
Hier also mein kleiner Porto Alegre Guide, oder besser gesagt: was ihr alles unbedingt essen müsst, falls es euch mal dorthin verschlägt!
Verliebt habe ich mich in das Café Bonobo (Rua Castro Alves 101). Dort gibt es jeden Tag zur Mittagszeit (etwa bis 14.30 Uhr) ein Tagesgericht (die Informationen zum dem Laden bei HappyCow stimmen übrigens nicht mehr, d.h. es gibt kein Menü!). Auswahl habt ihr also keine, aber das macht absolut nichts, denn das Essen war als wir dort waren (mehrfach) immer super lecker und die Portionen auch füllend. Wie das so ist, wenn es lecker ist: mehr würde irgendwo immer noch Platz finden, aber satt waren wir alle mal. Wasser gibt es umsonst, alternativ gibts leckeren selbstgemachten Eistee zu bestellen.
Neben Essen gibt es auch Büchertauschregale, einen Ständer mit vegan-Shirts und Infobroschüren zu Veganismus und Tierrecht. Zwischen beklebten und bemalten Wänden und den alten Holzmöbeln habe ich mich sehr wohl gefühlt – ein äußerst sympathischer Laden! Was es bei unseren Besuchen zu essen gab seht ihr auf den Bildern. Außerdem gibt es manchmal auch Kuchen oder Muffins. Preislich liegt das Ganze bei knapp 20Rs (inklusive Getränk) und ist jeden Cent wert. Um in das Restaurant rein zu kommen müsst ihr klingeln!
Fast gegenüber liegt das Casa Oriental (Rua Camarao 61), welches ebenfalls zur Mittagszeit (bis etwa 14.30 Uhr) geöffnet hat und ein asiatisches All-you-can-eat-Buffet anbietet. Das Restaurant ist komplett vegetarisch und hat eine recht gute vegane Auswahl, welche uns auf Nachfrage vom Besitzer gezeigt wurde (leider sind die Sachen nicht ausgezeichnet). Das Essen dort war ebenfalls lecker, jedoch solltet ihr euch bei einem Kurzaufenthalt in Porto Alegre erst überhaupt nicht die Frage stellen, ob ihr dort oder im Café Bonobo essen wollt. Ohne Frage, Casa Oriental ist eine gute Wahl wenn das Bonobo mal geschlossen ist oder ihr unglaublichen Hunger auf asiatisches Essen habt (oder so viel, dass ihr unbedingt ein All-you-can-eat braucht), den Geschmacks-, Gemütlichkeits- und Sympathie-Vergleich gewinnt jedoch das Bonobo!
Bei Bellona Sorvetes Artesanais (unter diesem Link auch auf Facebook zu finden, geöffnet hat der Laden von 11.30 bis 20 Uhr, Adresse: Av. José Bonifácio 593) wären wir am liebsten eingezogen. Dort waren wir nicht nur mehrfach, sondern teilweise sogar mehrmals täglich. Eigentlich bin ich gar kein großer Fan von Eis, weil ich von dem Zeug ständig “Gehirnfrost” bzw. Kopfschmerzen kriege, bei Temperaturen um die 40°C sah mein Körper das jedoch ausnahmsweise mal anders und so konnte ich ohne Ende (und vor allem eben ohne Kopfschmerzen) unendlich viele Kugeln Eis in mich hinein schaufeln. Fantastisch! Die Eisdiele ist zwar nicht vegan, hat jedoch eine wirklich große Auswahl an veganem Sojaeis sowie Sorbet (einige Sorten zuckerfrei, andere mit Zucker). Zur Auswahl standen unter anderem: Rocher, Pistazie, Erdbeere, Maracuja, Himbeere, Stracciatella und Schokolade. (Insgesamt bestimmt so um die 20 vegane Sorten!) Das Eis gibt es an einem Buffet – nach Lust und Laune lassen sich so die veganen Waffeln (yeah!) vollschaufeln und am Schluss noch mit Schokolade (die zartbitter Variante ist vegan und sojafrei) bedienen. An der Kasse wird das Eis dann gewogen. Preislich lagen die Portionen im Schnitt bei etwa 9RS (umgerechnet ca. 3 Euro, wir hatten meist große Waffeln, 3-5 Kugeln mit viel Schokosauce). Das in Brasilien sehr verbreitete “Frozen Açai” gibt es ebenso. Außerdem durften wir auch das (inzwischen regulär erhältliche) Eis am Stiel testen, welches ganz neu eingeführt wurde. Hierbei handelt es sich allerdings um Sorten, die ohnehin auch auf dem Buffet zu finden sind – was es natürlich nicht weniger lecker macht.
Direkt an der nächsten Ecke (Av. José Bonifácio 605) ist das vegetarische Restaurant Govinda, welches neben Xis (eine Art Burger, welcher jedoch mit Mais und Erbsen gefüllt und gegrillt wird), indisches Essen, ein Buffet und Pizzen anbietet. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntags von 10-14.30 Uhr – was auch der Grund ist, warum wir es letztlich nicht geschafft haben dort zu essen (leider haben viele der Restaurants in Brasilien nur Mittags auf, was mir persönlich – vor allem, da es da viel zu warm ist um riesen Portionen zu verdrücken – ein absolutes Rätsel ist). Manchmal hat das Restaurant wohl auch abends geöffnet, allerdings konnte ich da kein System entdecken.
Zwei oder drei Eingänge weiter in die Straße Rua Santa Teresinha rein findet sich jedoch eine kleine Zweigstelle des Restaurants – Govinda Lanches – welche bis ca. 18 Uhr (eventuell auch eine Stunde länger) geöffnet hat. Dort gibt es ebenfalls Xis (die Gleichen wie im Restaurant wurde mir gesagt), unter anderem mit Tofu und, was uns sehr gefreut hat, mit Seitan! Bei den Seitan-Patties gibt es zwei Versionen – nur eine davon ist vegan. Von daher unbedingt nachfragen, welche gerade vorhanden ist. Die Xis gibt es in kleiner und großer Variante (die große kostet ca. 15Rs) und sie kommen neben Tofu/Seitan unter anderem mit Salat, Tomate, Mais und Erbsen gefüllt, sowie mit Sojamayonaise und (auf Wunsch) mit scharfer Sauce daher (das Foto ist leider nicht so gut, da ich meine Kamera nicht dabei hatte und deshalb auf mein Handy zum Fotografieren zurück greifen musste). Außerdem gibt es vegane Teigtaschen, Kuchen sowie ein paar andere Dinge zum Naschen. Die marinierten Seitansteaks sind auch zum Mitnehmen für zu Hause erhältlich.
Gegenüber, ebenfalls in der Rua Santa Teresinha, befindet außerdem ein vegetarisches Buffet von dem mir der Name beim besten Willen nicht mehr einfällt (und Google leider auch keine Ergebnisse diesbezüglich ausspuckt). Der Eingang liegt jedoch quasi direkt gegenüber des Govinda Lanches. Wir haben dort einmal gegessen, jedoch war Essen als auch die Informationen die wir zum Thema vegan (auf Nachfrage auf Portugiesisch) erhielten nicht sonderlich überzeugend. Das Essen war okay, ebenso wie die Auswahl an veganem, jedoch wurde uns von einer Mitarbeiterin gesagt, dass die Sojabällchen vegan seien, was wohl nicht stimmte. Zum Glück stand ein hilfsbereiter Veganer am Buffet – der wohl öfter in dem Restaurant isst – der sofort intervenierte und uns sagte, dass er von der Köchin wüsste, dass die Sojabällchen dort immer mit Ei zubereitet werden und das Personal zum Teil einfach schlecht informiert sei. Danke, Fremder! Zur Auswahl standen Salate, vegane Feijoada, verschiedene Sorten Gemüse, eine vegane Nachspeise sowie Obst. Einziger Vorteil bei diesem Restaurant ist, dass es sich um ein All-you-can-eat-Buffet handelt und dementsprechend so viel gegessen werden kann, wie eben gerade passt. Meiner Meinung nach ist das oben erwähnte Casa Oriental im Vergleich jedoch leckerer und auch die vegane Auswahl dort größer.
Umso empfehlenswerter ist dafür das VULP – Bici Café (Rua Miguel Tostes 845). Hier werden verschiedenste Kaffee-Kreationen (z.B. “Ruivo” – Espresso mit selbstgemachter geschäumter Cashewmilch, Erdnusskonfekt und Schokolade), als auch ein paar kleine Gerichte für den Hunger zwischendurch (wie Tabouleh, Kibe, Sandwich) sowie Muffins/Kuchen (gegen Spende – man zahlt einfach so viel, wie einem das Stück Kuchen wert war!) angeboten. Mit Ausnahme des Kaffees, welcher auch mit Kuhmilch serviert wird (deshalb bei der Bestellung unbedingt erwähnen, dass ihr Cashew- oder Sojamilch wollt!), ist dort alles vegan. Vor allem der Kaffee und Kuchen sind absolut empfehlenswert.
Bei einem Besuch am Nachmittag sind die Chancen gut sehr sehr sehr leckeres veganes Sushi (in einer Box sind etwa 20 Sushi-Happen für 18Rs -also ca 6€-, unter anderem mit Shiitake, Gurke, Avocado, Sojahack, Seitan, Wasabi uvm.) zu ergattern. Davon werden jeden Tag ein paar Portionen von Prana Sushi an das Café geliefert. Ist das Sushi schon alle, gibt es auch die Möglichkeit direkt bei Prana Sushi (welches im Übrigen Projekt eines Veganers ist und dementsprechend 100% vegan) anzurufen und es sich liefern zu lassen!
Darüber hinaus verkauft der Laden außerdem ein paar Fahrradtaschen, T-Shirts mit Radmotiven und Accessoires mit Fahrrabezug. Geöffnet hat das VULP Montags bis Mittwochs von 14 bis 21 Uhr sowie Donnerstags bis Samstags von 14 bis 22 Uhr. (Auch hier hatte ich leider nur mein Handy zum Fotografieren dabei. Da der Laden aber so toll war möchte ich euch die Bilder nicht vorenthalten!)
Wer auf der Suche nach veganen Lebensmitteln ist kann zum Einkaufen gut ins historischen Zentrum der Stadt gehen. Dort liegt der Mercado Público (Praça Pereira Parobé, geöffnet Montag – Freitag 7.30 – 19.30 Uhr, Sa. 7.30 – 18.30 Uhr), in welchem verschiedene kleine Läden zu finden sind die ein ganz gutes veganes Angebot haben. Die meisten der Läden heißen irgendwas mit “Armazém […]”, darüber hinaus gibt es noch das Geschäft Macrobiótica Sauer und die Loja de Reforma Agrária. Zu finden sind hier unter anderem eine Vielzahl an Nüssen, Trockenfrüchten, Obst, Gemüse, Soja- und Carobschokolade, Kekse, Tofu, Vollkornmehl (in Brasilien oftmals nicht ganz so leicht aufzutreiben) uvm.
Des Weiteren gibt es das Reformhaus Seleção Natural in der Rua Venancio Aires 531 welches bis 18 Uhr geöffnet hat. Neben Tofu, Aufstrichen, Keksen, Trockenfrüchten und unterschiedlichen Sorten veganer Schokolade wird dort auch “Glutadella” (eine vegane Seitanwurst die wir zuvor schon mal in São Paulo gekauft haben) in zwei verschiedenen Varianten verkauft. Diese Tatsache hat uns besonders gefreut, da Seitanwurst in diesem Land sonst quasi unauffindbar ist.
Ansonsten gibt es noch einige weitere vegane und vegetarische Restaurants in der Stadt (siehe HappyCow) durch welche wir uns nicht mehr durchtesten konnten, da unsere Mägen ohnehin schon fast – vor Essen und Freude – geplatzt sind.
Dementsprechend bleibt mein Porto Alegre Fazit: wer hier vegan unterwegs ist, wird hier garantiert viele leckere Speisen finden. Das Angebot ist hier weit höher als in brasilianischen Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl (etwa 1,5 Millionen) und aufgrund der “geringen” Größe der Stadt – gering im Vergleich zu Mega und Meta Cities wie Rio de Janeiro und São Paulo (Reiseberichte sind verlinkt) – liegen die meisten der Restaurants und Cafés viel näher aneinander und sind zu Fuß gut erreichbar. Den veganen Vergleich mit den weit größeren Städten braucht Porto Alegre jedenfalls absolut nicht scheuen.
Insgesamt kann ich nach meinen Reiseerfahrungen an der Südküste Brasiliens bisher jedenfalls behaupten, dass ich dort eine ganze Menge wirklich toller veganer Restaurants entdeckt habe und veganes Essen zu finden zumindest in den Großstädten der Region kein großes Problem darstellt – vorausgesetzt, man bereitet sich etwas auf den Aufenthalt vor, notiert sich vorher ein paar Adressen von Veg*-Restaurants (z.B. bei HappyCow) und/oder fragt sich einfach bei anderen Veganern die einem in den entsprechenden Läden über den Weg laufen durch. Wobei für Letzteres Portugiesischkenntnisse von großem Vorteil sind. Neben HappyCow finden sich außerdem vegan/vegetarische Restaurant-Guides auf den Seiten von vegetarianos.com.br sowie veganismo.com.br (auf Portugiesisch).
In den Semesterferien, also sehr bald, geht es für mich an die Nordküste nach Recife – dort werde ich dann auch versuchen veganes aufzuspüren, wobei ich mir habe sagen lassen, dass dies dort um einiges schwerer wird als hier im Süden. Ich bin gespannt und werde im Nachhinein natürlich berichten, wie es mir dort essenstechnisch so ergangen ist.
In diesem Sinne: Até mais, gente!
Ui~, ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Auswahl an veganen Restaurants etc gibt. Da sag eine*r mal, dass dies eine Kultur unserer Zeit und Gesellschaft sei:-D
Grüßle
Mephi von tofutopia.blogspot.com
Hey,
naja, in so einigen Orten ist das auch weitaus schwerer…Sao Paulo, Rio und Porto Alegre sind da halt die positiven Beispiele – deshalb steht da ja auch dass es in den großen Städten an der Südküste einfach ist. Kleine Städte und Hinterland sind ne gaaanz andere Nummer, da kriegste Pommes ;) …Und als ich über die Feiertage unterwegs war hab ich mich ein paar Tage auch quasi nur von Toast und Avocado + Früchten ernährt. Aber das macht auch nichts, wenn man zwischendurch in so einer Stadt ist!
LG
das kann ich so nur unterschreiben! Ich bin gerade im Nordosten von Brasilien unterwegs und das Essen ist hier wahnsinnig fleischlastig. In Restaurants gibt es nur sehr wenig vegetarisches oder veganes Essen (und wenn, dann ist es unverschämt teuer!). Schade eigentlich, weil es hier so unglaublich viele, köstliche Früchte und Gemüse gibt!
In “normalen” Restaurants wirst du im Süden auch schwer fündig. Deshalb schreib ich ja auch irgendwo, dass es kein Problem ist sofern man sich mit Recherche vorbereitet. Gibts denn irgendwas leckeres im Nordosten was es sich zu essen lohnt?
Ui, die Frage finde ich echt schwierig. Ich war leider noch nicht im Süden von Brasilien unterwegs und weiß deswegen gar nicht so genau, was den Leuten dort so vorenthalten bleibt. Im Norden und Nordosten gibt es an jeder Ecke Açaí – entweder als Müsli oder ganz traditionell als Mus, der dann normalerweise zum Fisch gereicht wird. Dann gibt es noch Tapioca-Fladen, die wie Pfannenkuchen aussehen (z.B. mit Schoki und Bananen.. mjammjam.., oder mit getrockneten Tomaten und Rucola *-*). Außerdem gibt es praktisch zu jeder Mahlzeit Couscous, der hier aber aus Maisflocken hergestellt wird und mit dem Couscous, den ich sonst kenne, eigentlich nicht so viel zu tun hat.