San Pedro de Atacama ist ein kleiner Ort (Einwohnerzahl: etwa 5000-6000) in der Atacama Wüste. Gelegen auf etwa 2400 Metern Höhe, direkt neben der Andenkordillere, fällt dort im Schnitt etwa 0,1 Millimeter Regen pro Jahr. Damit zählt die Atacama Wüste zu den trockensten Regionen auf der Erde (nur mal zum Vergleich: in der afrikanischen Sahara fällt im Jahr etwa 25 bis 45 Millimeter Regen, im Vergleich sind das regelrechte Sinnfluten!)… und das macht sich auch körperlich bemerkbar: nach wenigen Tagen in San Pedro fühlte ich mich, vor allem morgens nach dem Aufstehen, wie Trockenobst, obwohl ich stets literweise Wasser in mich hinein schüttete. Letzteres ist natürlich eine knappe Resource in dieser Umgebung, was sich z.B. auch darin bemerkbar macht, dass Hostels Wasser zum Duschen nur für eine begrenzte Zeit, im Falle meiner Unterkunft 3 Minuten pro Person und Tag, zur Verfügung stellen (können). Das ich von einem solchen Ort kulinarisch nicht viel (bis gar nichts, also Supermärkte) für mich erwartete dürfte klar sein. Dementsprechend achtete ich bei der Wahl des Hostels auch darauf, dass es eine Küche gibt, die von den Gästen genutzt werden kann. Dies stellte sich zwar wie immer als nützlich heraus, allerdings wurde ich dennoch überrascht: es gibt tatsächlich etwas veganes zu futtern in San Pedro – und das war auch noch verdammt lecker!
Estrella Negra (Straße: Caracoles 362)
Tägliches Menü (immer unterschiedlich, z.B. Salat/Suppe und Sojaburger, Spaghetti mit Pesto und Sojahack in Tomatensauce etc.) Der Laden ist eigentlich ovo-lacto-vegetarisch, aber das Personal weiß, was vegan ist. Leckere frische Säfte, z.B. Zitrone Ingwer. Geöffnet ab mittags bis ca. 21/22 Uhr Außerdem: Vollkornbrot, Kuchen etc. Der Dip (Aioli) welcher mit dem Brot daher kommt ist auf Soja Basis und vegan.
Aceite y Oliva (Auf der Straße hinterm Busbahnhof, von den Anden weg Richtung Zentrum)
Der kleine Laden verkauft Nüsse, Oliven, Olivenpaste, Soja-Patties (mit Erdnuss oder Curry oder Ingwer), Sojawürstchen etc. Der Besitzer ist selbst Vegetarier, super nett und spricht sogar etwas Deutsch, weil er mal in Berlin gelebt hat. Auf jeden Fall eine gute Anlaufstelle, wenn ihr einen Snack oder Brotbelag sucht oder mal eine andere Zutat zum Kochen wollt als die paar Basics die die kleinen Supermärkte im Ort sonst hergeben.
In den kleinen Supermärkten des Ortes bekommt man notwendge Basics, aber auch nicht mehr – Reis, Nudeln, Getränke, ein paar Sorten Obst und Gemüse, Tomatensauce, Öl usw. Da es in der Stadt einige Hostels gibt, die auch mit Küchen ausgestattet sind ist die Selbstversorgung so einigermaßen gut und ausgewogen möglich, wenn man nicht quasi jeden Tag ins Estrella Negra gehen möchte.
Todo Natural (Caracoles 271) – Nicht vegan oder vegetarisch, aber mit einem kleinen veganen Angebot wie Salat und Spaghetti mit Sojahack.
Außerdem solltet ihr Ausschau nach einem Hippie mit Bauchladen halten. Der nette Herr verkauft selbstgemachte vegane Burger (wenn er mal was anderes hat ist das auch vegan) mit Sojapatties. :) Er kam irgendwann Mittags mal in meinem Hostel vorbei und bot seine Burger an. Da ich ohnehin noch kein Essen für meinen Tagesausflug hatte kaufte ich mir direkt zwei, welche verdammt gut schmeckten als ich sie ein paar Stunden später auf irgendeinem Berg hockend verspeiste. Ob das an der Qualität der Burger oder meiner Freude über veganes Essen an so einem Ort gelegen hat, kann ich im Nachhinein jedoch nicht mehr beurteilen. Der Typ mit den veganen Burgern erzählte mir jedenfalls vor ca. einem Jahr (2014), dass er schon seit einigen Jahren in San Pedro lebt und sein Essen auf diese Art verkauft – die Chancen sind also vermutlich ganz gut, dass ihr ihn dort auch heute noch irgendwo im Dorf auf einer der wenigen Hauptstraßen antrefft.
Wie die Einleitung jedoch schon vermuten lässt, war es nicht das kulinarische Angebot, was mich nach San Pedro verschlug, sondern letztlich eher meine Reiseroute: von Mendoza kommend fuhr ich zunächst in den Norden Argentiens (Jujuy), da zu diesem Zeitpunkt die Andenübergänge weiter südlich seit Tagen zugeschneit waren. So bot es sich an, die Grenze am Paso de Jama (auf über 4300 Metern gelegen) zu überqueren. Wer die gleiche Route im Winter macht sollte sich unbedingt verdammt warm anziehen und zusätzlich eine Decke mit in den Bus nehmen: die Scheiben waren nämlich, als ich morgens um 5 zum Visum in den Pass stempeln aus dem Bus gescheucht wurde, auch von innen mit einer ordentlichen Schicht Eis bedeckt. Weiter unten im Tal und tagsüber wurde es dann jedoch zum Glück wesentlich wärmer (bis zu 30°C). Auch wenn Atacama bedingt durch den zugeschneiten Grenzübergang weiter südlich nicht plötzlich zufällig auf der Reiseroute gelegen hätte, hätte ich aus anderen Gründen über einen Besuch nachgedacht: die unglaublich trockende Landschaft ist atemberaubend – es gibt Lagunen, Salzseen, Vulkane und vieles mehr. Die meisten Touristen entscheiden sich für Tagesausflüge mit einer der Agenturen, allerdings gibt es auch andere Möglichkeiten die Wüste auf eigene Faust zu entdecken, da viele der Ziele die die Agenturen mit ihren Bussen anfahren nur etwa 5-30 Kiometer von San Pedro entfernt liegen. Deshalb habe ich mich, zusammen mit zwei anderen Hostelbesuchern, an mehreren Tagen dafür entschieden Räder im Ort zu leihen um die Gegend zu erkunden. Solltet ihr in Atacama vorbei kommen und dies auch tun wollen, hier ein paar Tipps, die ihr wirklich unbedingt beachten solltet, mal ganz davon abgesehen, dass ihr natürlich überprüfen solltet, dass die Räder die ihr leiht in gutem Zustand sind:
– Es ist wegen des heißen trockenen Klimas tagsüber und der Höhe wirklich verdammt anstrengend Rad zu fahren, auch wenn ihr irgendwie halbwegs sportlich seid. Nehmt euch zunächst vielleicht erst einmal eine kürzere Strecke vor und seid nicht so großkotzig wie wir (“Ach klar, 30km hin und dann wieder zurück schaffen wir locker!”) Sicherlich werdet ihr auch andere Sachen auf dem Weg entdecken, ungeplante Stops oder Umwege machen oder “mal kurz” etwas anzuschauen, was ihr in der Ferne entdeckt habt.
– Nehmt viel Wasser mit und ausreichend Snacks. Beides werdet ihr mitten in der Wüste definitiv nicht finden. Außnahmsweise wird es eurer Begleitung ausnahmsweise mal genauso gehen, selbst wenn die nicht vegan ist. Endlich mal soetwas wie Gerechtigkeit! ;)
– Flickzeug, eine Luftpumpe sowie Ersatzschläuche solltet ihr ebenfalls AUSREICHEND einpacken. Mit ausreichend meine ich auch von letzteren mindestens 2 pro Person. Wir hatten etwa 25 Kilometer von San Pedro entfernt an drei Rädern gleichzeitig (!) 5 Platten und später an dem Tag noch diverse weitere… Denn auch wenn es in der Wüste nicht viel gibt: Sträucher mit Dornen gibt es genug. Mit mehreren davon im Reifen ist es dann nicht nur praktisch nicht alles flicken zu müssen, sondern auch sonst von großem Vorteil: wenn man mal ein Loch nicht findet, hat man in dieser Umgebung auch besseres zu tun als sein Trinkwasser zum Löcher im Schlauch finden herzugeben.
– Wenn dann doch etwas schief geht und ihr per Anhalter zurück wollt fangt lieber auch schonmal an Richtung Stadt zu laufen: mit viel Verkehr könnt ihr nicht rechnen und außerdem könnt ihr euch direkt sparen die dort zu 80% umherfahrenden roten Autos anzuhalten (bei diesen handelt es sich um Fahrzeuge die zu den Minen gehören – alle sind videoüberwacht und nicht befugt Anhalter mitzunehmen). Ansonsten: mit viel Geduld und Glück klappt es irgendwann.
– Nehmt euch, auch wenn es tagsüber unglaublich warm ist, einen Pulover mit, sobald die Sonne weg ist, ist es extrem kalt.
Natürlich könnt ihr diese Tips auch einfach nicht befolgen und den güntigsten Abenteuerurlaub eures Lebens verbringen. Dann habt ihr am Ende, wie ich, sicherlich auch unvergessliche Erinnerungen an die Atacama Wüste. Außerdem haben wir nach unserem ersten Ausflug (bei dem wir niemals am Ziel ankamen, da wir zu dritt an dem Tag insgesamt um die 10x einen Platten hatten, es aber immerhin doch irgendwie nur 2 Stunden nach Sonnenuntergang zurück ins Dorf schafften) dazu gelernt und waren in den nächsten Tagen etwas besser ausgestattet. Das Resultat? Wir kamen auch dort wo wir hin wollten an.
Hallo Sarah, die Landschaft sieht ja super interessant und schön aus! Da wird direkt das Fernweh geweckt :)
Hallo,
das sind ja tolle Bilder!
Nach Chile würde ich wegen der tollen und abwechslungsreichen Landschaft auch gerne mal reisen. Deshalb ist es sehr ermutigend für mich, dass das Wort “vegan” in Chile nicht gänzlich unbekannt ist.
Herzliche Grüße
Natascha