Ein Gastartikel von Claudia Renner – claudigoesvegan.blogspot.de
Ein Hund verändert das Leben. Klingt etwas theatralisch, ist jedoch tatsächlich so. Als gelernte Reiseverkehrskauffrau war ich in der halben Weltgeschichte unterwegs – und das über Jahre. Fast jeden Monat saß ich im Flugzeug, habe viele Länder und Städte kennen lernen dürfen.
2003 verliebte ich mich dann im Internet in meinen ersten Hund Boris. Kurze Zeit später ist er bei mir (bzw. auch in der Wohnung meiner Eltern) eingezogen. Leider ist Boris 2011 gestorben und wir schenkten Finn ein Zuhause. Wie Boris ist auch Finn am Abend und an den Wochenenden bei mir (einige Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn ich beispielsweise abends Termine habe) und tagsüber bei meiner Mama in der Wohnung, während ich in der Arbeit bin. Sie arbeitet in Teilzeit und fängt sehr früh an, weshalb sie das Mittagessen und den Gassigang tagsüber übernimmt.
Mir ist absolut bewusst, dass ich alleine nicht für einen Hund sorgen könnte. Mehr als fünf, sechs Stunden sollten unsere Freunde nicht alleine gelassen werden – und das würde ich auch nie tun.
Soviel zum organisatorischen Verständnis.
Doch was hat das alles mit Urlaub zu tun???
Nun, wie bereits erwähnt, verändert so ein Hund das Leben. 2005 habe ich aufgehört im Reisebüro zu arbeiten – mehr als ein paar Tage wollte ich nicht von Boris getrennt sein. Dafür hole ich keinen Hund aus dem Tierheim, um dann ständig auf Achse zu sein. Mit dem zusätzlichen Gedankengang, dass sich meine Mama Urlaub nehmen muss um sich komplett um unseren Hund zu kümmern, hatte ich schnell keinen Spaß mehr an langen Reisen. So veränderte sich mein Urlaubsverhalten komplett.
Wenn ich darüber nachdenke, dass ich seit 2009 nicht mehr geflogen bin (und das war eine kurze Städtereise!) sondern nur noch mit dem Auto und Hund unterwegs war… ist das absolut nicht mehr vergleichbar mit meinem Leben als Reiseverkehrskauffrau.
Ich sehe das jedoch nicht als Verzicht oder Verlust an. Im Gegenteil: Einen zweiten Hund hätten wir lediglich nicht mehr zu uns holen brauchen, sollte uns irgend etwas gestört bzw. gefehlt haben. Die positiven Punkte, all das was mir Boris und Finn tagtäglich schenk(t)en, überwiegen jedoch dermaßen, dass ich es kaum beschreiben kann.
Und so hat es sich langsam aber sicher entwickelt, dass der Haupt-Jahres-Urlaub in Form von „Vegan Verreisen mit Auto und Hund“ statt findet.
Wie funktioniert das nun? Was gibt es zu beachten?
Oft fühle ich mich an die Reisen aus meiner Kindheit erinnert. Das Auto meiner Eltern war vollgepackt mit Spielzeug, Kuscheltieren, Lieblingskissen, und 947 anderen Dingen, die mein Bruder und ich den ganzen Urlaub über nicht mehr angeschaut haben.
Nun werden mitgenommen:
- Hundebett
- Hundedecke
- Hundespielzeug
- Hundefutter
- Hundeleckerlis
- Hundemedikamente
- Ersatzgeschirr + Halsband (Finn trägt immer nur Geschirr, im Urlaub jedoch zusätzlich Halsband. Wir haben Sorge, dass er mal erschrecken könnte und sich aus dem Geschirr befreit. Safety first!)
Vorweg muss natürlich unbedingt geklärt werden, dass in der Unterkunft (egal ob Hotel oder Ferienwohnung) Hunde erlaubt sind. Oftmals werden für die vierbeinigen Freunde zusätzliche Gebühren berechnet. Die längste Strecke, die ich bisher mit Hund im Auto zurück gelegt habe, ist München-Sylt. Das macht von Haustür zu Haustür inkl. Pausen, Elbtunnelstau und Sylt-Shuttle eine Fahrzeit von 12 Stunden. Schnell bekommt man ein gutes Gespür dafür, wann oder wie oft der tierische Freund eine Pause braucht. Finn liebt beispielsweise Autofahren und legt sich kurz nach Abfahrt schlafen. Bis auf gelegentliche Positionswechsel würde er das durchaus auch 8 Stunden tun :-) Da jedoch nicht nur Hunde auf die Toilette müssen, lege ich ca. alle zwei Stunden eine Pause ein. Dann kommt selbstverständlich auch Finn raus und darf sich die Beine vertreten.
Vor allem auf der Fahrt ist es m.E. wichtig, sich mit ausreichend veganem Essen zu versorgen. Schnitzel, Schweinebraten und Fleischburger scheinen an den Raststätten die Umsatzbringer schlechthin zu sein.
Auch was das Ziel betrifft, informiere ich mich gerne vorab online, ob Drogeriemärkte oder Biomärkte, vielleicht sogar ein veganer Einkaufsmarkt, in der Nähe vorhanden sind. Ggf. wird das ein oder andere spezielle Lebensmittel von zu Hause mitgenommen.
Das könnten bei mir beispielsweise sein:
- Hirse
- Quinoa
- Chiasamen
- Leinsamen
- Reisdrink
- Reissirup
- Linsen
Sprich die Dinge, die man nicht in jedem Supermarkt (geschweige denn Discounter) erhält.
Immer dabei habe ich seit 2011 meinen heißgeliebten Vitamix. Der bekommt einen eigenen kleinen Koffer, gepackt mit den diversen Superfoods die ich mir in meinen täglichen grünen Smoothie mixe. Vor allem in Norddeutschland stelle ich immer wieder fest, dass es (von Großstädten abgesehen) kaum Biomärkte gibt. Das ist der Punkt auf den ich – nur im Urlaub – auch schon das ein oder andere mal verzichtet habe. Es bringt nichts Salatköpfe oder Mangold 12 Stunden per Auto durch Deutschland zu fahren. Vegan esse ich natürlich immer.
Gerade wenn es größere Städte in der Nähe des Ferienziels liegen, macht es sehr viel Sinn sich vorab auf www.happycow.net oder www.deutschlandistvegan.de darüber zu informieren, ob sich vegane Restaurants oder vegane Einkaufsmärkte in der Umgebung befinden. Die ein oder andere Überraschung habe ich schon erleben dürfen und wurde noch nie enttäuscht.
Urlaub mit dem Hund ist vor allem deswegen so toll, weil man endlich richtig viel Zeit mit seinem Begleiter verbringen kann. Lange Spaziergänge, Kuschelattacken, ganz spät Gassigehen um am nächsten Morgen lange Ausschlafen zu können. Herrlich! Wie auch daheim ist mit Hund immer ein Grund vorhanden, um bei Wind und Wetter rauszugehen. Hach, ich liebe es!
Dem einen oder der anderen mag das nun ein bisschen wie „Rentnerurlaub“ erscheinen. Doch ich finde, ähnlich wie beim Essen, dass jeder Mensch seinen Weg finden muss. Für mich ist es absolut herrlich und erholsam mit Auto und Hund zu verreisen. Und natürlich vegan ;-)
Huhu Claudia, du sprichst mir aus der Seele – Urlaub (und überhaupt Leben) mit Hund ist herrlich. Ich musste beim Lesen schmunzeln, dann bestätigend nicken – denn ich habe mich schon mehr als einmal gefragt, ob wir vielleicht nicht ganz gescheit sind, wenn wir unser Auto für den Urlaub bis kurz vor die maximal erlaubte Zuladungslast mit Krempel auffüllen. Dabei verreisen wir doch “nur” mit Hundi und haben keine sechsköpfige Familie an Bord? Nun fühle ich mich nicht mehr ganz so schräg (das MUSS eben so) und werde demnächst das vollgestopfte Auto noch gelassener betrachten ;-).
Liebe Grüße
Kirschbiene
Hallo Kirschbiene,
na das beruhigt mich jetzt sehr, dass es nicht nur mir so geht ;-)
Sonnengrüße aus München,
Claudi
Claudi, keine Sorge, du bist nicht allein ;-). Eine weitere Sache, die ich jetzt ja zugeben kann: Auch ich stopfe gern Hochleistungsmixer, zumindest aber den guten Pürierstab und Foodprocessor ins Reisegepäck. Ich dachte schon, damit stehe ich allein da…
Liebe Grüße
Kirschbiene
Hunde sind einfach super und sie genießen es, wenn man so richtig Zeit für sie hat. Was mich interessieren würde – was fütterst Du Deinem Hund als Veganerin? Ich bin selbst nicht vegan, finde das Thema aber sehr interessant und hole mir auf den veganen Blogs neue Inspirationen um möglichst wenig Fleisch zu essen.
Hallo Claudia,
du kannst mich gerne direkt anschreiben, wenn du Fragen dazu hast.
Sonnengrüße durch die Nacht aus Münhce,
Claudi