Auf geht’s ins schöne Paraguay!
Paraguay? Ist das nicht dieses kleine südamerikanische Land, über das kaum jemand etwas weiß und das gerne auch mal mit Uruguay verwechselt wird? Zumindest hatte ich diesen Eindruck in den letzten Jahren immer wieder, wenn das Gespräch mal bei dem Thema Paraguay landete.
Am Rande sei zunächst erwähnt: Paraguay ist lediglich für südamerikanische Verhältnisse ein Winzling. Denn mit seinen über 406 000km² Fläche ist das Land immer noch ein ganzes Stück größer als Deutschland. Mit nur 7 Millionen Einwohnern (Schätzung 2019) ist es dafür aber nicht ganz so voll wie bei uns.
Klar, Paraguay hat keinen Macchu Picchu, keine Iguacu-Wasserfälle, keinen größten Salz-See der Welt (Salar de Uyuni), keine Atacama-Wüste und auch keine majestätischen Berge und Vulkane wie Feuerland und andere Regionen Südamerikas. Und auch tropische Strände am Meer werdet ihr in Paraguay vergeblich suchen, da das Land zu den beiden Binnenstaaten Südamerikas zählt. Während sich viele (sowohl Reisende als auch Südamerikaner:innen aus anderen Ländern) häufig recht schnell einig sind, was das Land nicht zu bieten hat, wird die Frage darauf, was es in Paraguay denn zu entdecken gibt, hingegen in den meisten Fällen mit fragenden Blicken quittiert.
Jedenfalls macht das alles Paraguay erst einmal sehr interessant, wenn ihr mich fragt. Inzwischen ist Paraguay auf meiner persönlichen Karte auch längst kein schwarzer Fleck mehr, sondern ein ziemlich buntes Fleckchen Erde, welches z.B. schöne Naturschutzgebiete, viele Wasserfälle, Flüsse, Seen und Lagunen und auch einige gut erhaltene Ruinen vom Anfang des 17. Jahrhunderts zu bieten hat. Was hingegen meist ausbleibt ist das Gedränge, auch wenn der Tourismus in Paraguay in den letzten Jahren durchaus zugenommen hat. An Wasserfällen wie den Saltos del Monday oder Sete Quedas werdet ihr (im Gegensatz zu den Iguacu-Wasserfällen z.B.) aber tendenziell keine Nahkampfausbildung brauchen, um mit tausenden Selfie-Stick-bewaffneten Tourist:innen um den besten Foto- oder Wifi-Spot zu kämpfen.
Auch das ländliche Paraguay ist sehr schön und insbesondere auf den Dörfern sind mir (bzw. meinem Partner und mir) während unserer letzten Reise durch das Land wahnsinnig viele unglaublich herzliche und gastfreundliche Menschen begegnet. Wir wurden auf unzählige Tereré (Mate Tee auf Eis) eingeladen, durften bei vielen Menschen Zuhause übernachten (sowohl vorab angefragte Couchsurfing Aufenthalte als auch spontane Einladungen von Menschen, die wir gerade erst getroffen hatten) und konnten dabei viel über das Land, seine Geschichte und Kultur lernen.
Während ich meinen Einleitungstext gerade am liebsten einigen Anekdoten ins unendliche ausbauen würde, versuche ich an dieser Stelle dann doch mal die Kurve zu kriegen. Denn die Stichworte Geschichte und Kultur passen recht gut zum heutigen Rezept: Vorí Vorí, einer traditionellen Mais-Bällchen-Suppe, natürlich aus Paraguay.
Die Speise hat ihre Wurzeln in der Kultur der Guaraní. Heute existieren verschiedene Varianten des Gerichts, die in Paraguay sehr beliebt sind und zu allen möglichen Anlässen auf dem Teller landen.
Vorí ist übrigens Guaraní und heißt so viel wie ein Bällchen / eine kleine Kugel. Bei Vorí Vorí handelt es sich schlichtweg um die Mehrzahl (zwei oder mehr Bällchen), denn der Plural wird auf Guaraní etwas anders gebildet als ihr es z.B. aus dem Deutschen gewohnt seid. Und da die Bällchen eben klein sind (die auf de Bild sind eher zu groß geraten, ca. 1,5cm Durchmesser wäre ideal), braucht man natürlich viele davon auf dem Teller. Vorí Vorí eben! Zu klein geratene Vorí Vorí haben übrigens auch einen Namen: sie werden tu’i rupi’a, Spatzeneier, genannt.
Merke: Für Klugscheisser-Rezept-Wissen lohnen sich die zwei Semester Guaraní an der Uni in Brasilien dann auch endlich mal. Die Sprache ist nämlich leider so kompliziert, dass meine Skills bis heute nicht für ernsthafte Gespräche genügen. Kontakte knüpfen kann man aber auch zum Glück mit wichtigen Sätzen wie Oky ha ou heta jatyta. Wenn es regnet kommen viele Schnecken. An der Uni lernt man eben immer nur die wichtigen Sachen! ;)
In diesem Sinne: Jajoecha peve! (Bis bald)
Vorí Vorí
Zutaten
Grundzutaten Suppe
- 1 kleine Süßkartoffel oder 1 kleines Stück Kürbis
- 1 Möhre
- 1 kleine Stange Lauch alternativ: Zwiebel oder Frühlingszwiebeln
- 1 Stange Sellerie
- 2 Tomaten
- 180 g "Like Chicken" von Like Meat optional (unbezahlte Werbung, weil das Produkt am besten zu diesem Rezept passt, wenn es die Variante mit "Hühnchen" werden soll)
- Koriander, gemahlen zum Abschmecken
- Kreuzkümmel gemahlen zum Abschmecken
- Oregano zum Abschmecken
- schwarzer Pfeffer zum Abschmecken
- Lorbeerblätter
- Salz zum Abschmecken
- Geräuchertes Paprikapulver optional, zum Abschmecken
- (Pirí Pirí) Chilipulver optional, zum Abschmecken
- frischer Koriander optional, als Topping
- Wasser
- etwas Öl oder Margarine
Für die Vorí Vorí (Mais-Bällchen)
- 150 g Maismehl Harina P.A.N. Welches Maismehl ist das richtige für dieses Rezept? ->
https://www.veganguerilla.de/kleiner-maismehl-guide/ - Brühe (von der bereits köchelnden Suppe)
- 75 g veganer Feta oder veganer Käse (gerieben) optional
Zubereitung
- Das Gemüse putzen, soweit nötig, schälen und in kleine Würfel schneiden.
- Öl bzw. Margarine in einem Topf erhitzen. Das Gemüse würzen und anschwitzen. Wasser dazugeben und nochmal nachwürzen. (Verwendet hier etwas mehr Wasser – ca 1 Tasse – als ihr später an Flüssigkeit in der Suppe haben möchtet. Ihr benötigt nämlich etwas von der Brühe für die Mais-Bällchen). Köcheln lassen während ihr den Rest zubereitet.
- Mit Fake Hähnchen: Dieses kurz in etwas Öl anbraten und würzen. Für später beiseite stellen.
- Das Maismehl in eine Schale geben. Optional veganen Feta hineinbröseln oder geriebenen veganen Käse dazugeben. Nach und nach Brühe hinzugeben bis die Masse nicht mehr bröselig ist und sich in etwa wie Knete anfühlt. Ca. 1,5cm große Bällchen daraus formen.
- Die Maisbällchen in die köchelnde Suppe geben. Für ca. 8 Minuten weiterköcheln lassen. Kurz bevor die Bällchen gar sind das angebratene "Like Chicken" hinzugeben.
- Optional mit Koriander oder anderen gehackten Kräutern nach Wahl toppen.