Kinder, wie die Zeit vergeht! Da dreht man sich einmal um und – schwupps – sind schon wieder drei Monate verstrichen. Eigentlich war ich davor gerade super zufrieden damit, dass ich es seit über einem Jahr mal wieder geschafft hatte wieder häufiger und vor allem regelmäßig Rezepte mit euch zu teilen. Während es mich früher mit ziemlicher Sicherheit total gestresst hätte den Blog zwischendurch links liegen zu lassen (was über die Jahre ich ja auch immer wieder getan habe), geht mir das ganze heute nicht mehr so nahe (was es auch nicht sollte – schließlich ist das ganze hier ein Hobby und die sollen bekanntlich Freude bereiten).
Heute sehe ich das anders. Während ich gerade meinen Kaffee schlürfte und, wie schon so verdammt oft in meinem Leben, dachte, dass ich mich echt mal wieder um diese Website hier kümmern könnte, wurde mir folgendes mal wieder bewusst: Dieser Blog begleitet mich inzwischen knapp 10 Jahre, eine verdammt lange Zeit. Ich könnte auch sagen: Fast 1/3 meines Lebens. In dieser Zeit ist so wahnsinnig viel passiert, dass ich mich manchmal ehrlich gesagt wundere, dass ich diese Seite überhaupt seit so vielen Jahren irgendwie mit meinem Leben unter einen Hut kriege. Zwei Studiengänge und dazugehörige Abschlussarbeiten, verschiedene Jobs von Gastroküchen bis Büros, insgesamt über zweieinhalb Jahre Auslandsstudium und Reisen – das sind nur wenige der Dinge, die in meinem Leben in dieser Zeit passiert sind. Irgendwie war der Blog immer dabei, immer auch ein Spiegel meiner Situation, obwohl es doch eigentlich “nur” um Rezepte geht. Aber natürlich ist auch soetwas alltägliches und wichtiges wie Essen immer eng mit bestimmten Situation verbunden: Sei es, weil man lieber prokrastinations Kuchen bäckt statt zu studieren, weil eine alte süße argentinische Omi dir mit 19 die ersten und wohl besten Empanadas deines Lebens aufgetischt hat, man bei der letzten Reise mal wieder eine bestimmte Zutat entdeckt hat oder einfach, weil der eigene Garten gerade Unmengen eines bestimmten Gemüses hervorbringt, welches unbedingt verarbeitet werden will. Und ganz davon abgesehen haben sich durch diesen Blog auch viele Menschen in mein Leben “geschlichen”, die ich ebenso wenig missen möchte.
Auch ein weiterer, für mich bei Start dieses Blogs wirklich wichtiger, Grund mit dem Bloggen zu beginnen existiert mittlerweile nicht mehr wirklich: Vor 10 Jahren gab es im Vergleich zu heute noch recht wenige Rezepte-Seiten, mal ganz zu schweigen von rein pflanzlichen. Die wenigen aktiven veganen Websites, die es gab (natürlich mit Ausnahmen), waren meist nicht bebildert oder die Bilder wahnsinnig pixelig schlecht (eine andere Generation Digitalkameras lässt grüßen), aber es waren eben vor allem viel zu wenige. Auch vegane Bücher mit Rezepten waren zu diesem Zeitpunkt eher noch die Ausnahme. Mit Vegan Guerilla wollte ich damals einen kleinen Teil dazu beitragen, dass Veganismus “normaler” wird, zumindest ein kleines bisschen mehr in die Mitte der Gesellschaft rückt.
10 Jahre fast forward in Sachen veganer Küche: Aller schönen Ziele zum trotz hätte ich ehrlich gesagt niemals geglaubt, dass pflanzliche Ernährung in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit so an Bedeutung gewinnt. Alle, die auch schon vor 10 (oder mehr) Jahren regelmäßig einen Blick in die veggie-Kühltruhen und Regale der Supermärkte geworfen haben, wissen genau, wovon ich rede: Die Auswahl an veganen Produkten ist so wahnsinnig schnell gewachsen, dass man zeitweise gar nicht mehr mit dem Probieren nachkommt. Mehl auswaschen, um Seitan zu erhalten, weil man kein Glutenpulver im Internet bestellen will? Selbst Nussmilch machen, weil es außerhalb von Reformhäusern höchstens Sojamilch gibt? Keine große Auswahl an veganen Rezepten im Netz? Klingt heute, insbesondere wenn man in Hamburg, umgeben von perfekt sortierten Supermärkten wohnt, alles nach einem Märchen aus vergangenen Zeiten. Und das ist natürlich auch verdammt gut so. Aber: All’ diese Entwicklungen haben über die Jahre auch dazu geführt, dass das, was ich hier auf dieser Website treibe, auch für mich selbst an Bedeutung verloren hat. Inzwischen gibt es verdammt viele Menschen die sich dem Thema veganer Ernährung widmen, eine Fülle an professionell gestalteten Blogs mit shiny Hochglanzbildern, die frisch aus jeder Werbung stammen könnten. Versteht mich bitte nicht falsch: Während mir die funkelnde Internet- und Insta-Welt selbst ein wenig zu perfekt ist, bin ich total froh darüber, dass es da draußen all’ diese Menschen gibt, die sich diesem Thema widmen. Und seien wir mal ehrlich: Viele davon machen das inzwischen wesentlich besser als ich, mit mehr Liebe zum Foto-Detail, mehr investierter Zeit, hunderten Auftritten oder Kochshows etc.
Entsprechend drängt(e) sich mir bereits seit einer ganzen Weile auch immer wieder die Frage auf: Macht das, was ich hier tue überhaupt noch einen Sinn? Sollte ich nicht vielleicht einfach doch sagen: “Sorry Leute, that’s it, meine Arbeit ist getan. Ich bin dann mal offline.”? Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn einerseits ist die Arbeit für eine tierleidfreie Lebensweise leider, gesamtgesellschaftlich gesehen, überhaupt nicht getan, auch wenn sich in den letzten Jahren wirklich viel bewegt hat. Andererseits ist dieser Blog, auch wenn ich ihm manchmal über Wochen oder Monate kaum Beachtung schenke, ein Teil von meinem Leben geworden.
So bleibt mir nur zu sagen: Vegan Guerilla is not dead. Die Revolution beginnt immer noch in der Küche!
P.S.: Heute gibt es tatsächlich mal eine 2.0er Version von einem der ersten Rezepte, welche es im Herbst 2010 auf diesen Blog geschafft haben: Walnuss Brownies. Im Gegensatz zu den damals veröffentlichten Brownies, sind diese noch schokoladiger (ja, das geht) und auch eine ganze Ecke fester, aber trotzdem noch etwas gatschig, und kommen mit einem lecker Erdnuss-Topping (Frosting) und karamellisierten Nüsschen daher. Ein Traum für jeden Schoko-Junkie.
Walnuss Brownies 2.0
Zutaten
Brownie Teig
- 300 g Schokolade zartbitter, aus der Backabteilung (Kouvertüre oder Schokodrops sehr fein gehackt)
- 350 g Mehl
- 30 g Maisstärke
- 200 ml Soja- oder Reismilch
- 175 g Zucker
- 125 g Margarine
- 150 g Walnüsse alternativ: andere Nüsse
- 1 TL Natron
- 1 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- etwas Vanille optional
Frosting
- 125 g Margarine
- 50 g Puderzucker
- 100 g Erdnussbutter
- 50 g Schokolade gehackt oder Schokosplitter
Topping
- Walnüsse
- Zucker
- etwas Salz
Zubereitung
- Achtung: Die Teigmenge reicht für ein kleines, ca. 25 x 35cm großes, Blech.
Den Teig vorbereiten
- Den Ofen auf 180°C vorheizen.
- Die Walnüsse und Schokolade hacken. Hinweis: verwendet Schokolade aus der Backabteilung. Aufgrund des höheren Fettgehalts schmilzt diese besser und verteilt sich gut in den Brownies. Das klappt sonst nicht mit jeder anderen Schokolade.
- Die trockenen Zutaten (Mehl, Stärke, Zucker, Natron, Backpulver, Salz, optional Vanille) in einer Schale vermengen. In einem zweiten Gefäß die flüssigen Zutaten (Milch, geschmolzene Margarine) verrühren. Flüssige zu den festen Zutaten rühren.
- Ein paar Nüsse für das Topping zu Seite stellen. Restliche Nüsse und Schokostückchen in den Teig rühren.
- Das Blech leicht fetten oder mit Backpapier auslegen. Teig darauf verteilen und für 25 Minuten backen. Danach mit einem Zahnstocher den Test machen, ob die Brownie schon gar sind: Zahnstocher mittig in die Brownies stecken und herausziehen. Klebt noch Teig am Zahnstocher, wollen die Brownies nochmal zurück in den Ofen. (Etwas Schokolade wird aufgrund des hohen Schokogehalts immer kleben bleiben. Das ist normal!)
- Frosting und Topping sind natürlich optional, machen die Brownies aber noch leckerer.
Frosting
- Hierfür ist wichtig, dass die Margarine Raumtemperatur hat und nicht zu kalt ist! Diese mit dem Puderzucker zu einer cremigen Masse verrühren (geht z.B. mit einer Gabel und einem klein wenig Geduld). Die Erdnussbutter hinzugeben. Zuletzt die Schokosplitter einrühren. Bis zur Verwendung in den Kühlschrank stellen.
Topping
- Optional könnt ihr die restlichen Walnüsse mit etwas Zucker in einer Pfanne karamellisieren. Wer weniger Zucker, aber trotzdem mehr Aroma möchte, kann die Nüsschen auch einfach nur rösten (kein Fett verwenden!).
- Zuletzt die Brownies komplett abkühlen lassen. Danach das Frosting darauf verteilen. Wer Schönheitspreise gewinnen will, macht das ganze in hübsch mit Spritztüte. Wer einfach (wie ich) nur leckere geile Brownies will nimmt einfach einen Spatel o.ä. :) Zuletzt noch die (karamellisierten oder gerösteten) Walnüsse auf den Brownies verteilen.
Hallo Sarah, das neue Rezept liest sich köstlich! Dein “altes ” Walnuss-Brownie-Rezept gehört seit Jahren zu meinem Standardrepertoire. Und ja, Dein Blog ist immer wieder und immer noch eine Bereicherung. Seit Du begonnen hast, steht er auf meiner Favoritenliste und ich schau regelmäßig auf Deine Seite und lasse mich inspirieren.
Danke dafür!
Judith
Danke für dein liebes Feedback. :) Ich hoffe, die neue Brownie Version schmeckt dir (mindestens) genauso gut. Berichte gerne mal, falls du sie ausprobierst.
Viele Grüße aus Hamburg
Sarah
Eure Brownie Rezepte sind einfach allesamt der Oberhammer! Jedes Mal, wenn ich die nachbacke, ist das Blech binnen weniger Stunden komplett leergeputzt.
Hey Eli, danke für das tolle Feedback und weiterhin viel Spaß beim Naschen. :)
LG, Sarah
Liebe Sarah, ich freue mich auch, dass es immer mehr vegane Rezepte gibt, die einfach nachzumachen sind, aber es muss nicht immer der allzu perfekte Blog mit 1000 Fotos sein. Deiner ist geerdet, nicht zu viel Werbung, dafür ehrliche Gedanken und Kommentare. Gerne weiter so!!!
LG Susanne
Hallo Susanne, danke für dein liebes Feedback. :) Das freut mich sehr.
LG aus Hamburg
Sarah
hallo,
ich dachte mal ich schreibe eine rezension um andere vor den selben fehlern zu bewahren die ich gemacht habe.
ich hatte 300 gramm schokolade da und habe erst beim hacken sehr bereut, dass ich die schokolade nicht einfach direkt gerieben habe. nach ungefähr eine halben stunde ging mir die power aus, es waren einige schokoladenstücke übrig, aber dann dachte ich mir, okay, im rezept steht „walnüsse (und ggf. schokolade) hacken“. diese aussage hat mich anfangs komplett verwirrt, aber gut, vielleicht heißt das, dass der verfasser schokoladenstückchen benutzt hat, welche dann bestimmt auch nicht kleiner sein werden, als das, was ich am ende raus hatte. so weit so gut.
dann rührte ich den teig zusammen der mir echt sehr kompakt und fest erschien, ich dachte, okay, vielleicht verläuft der ja mit der schokolade beim backen. es war ja auch viel schokostaub drin aufgrund des mühsamen hackens.
in die backform damit und gebacken.
also… das sind keine brownies, das ist so ein kuchen mit wenig schokoladigem teig aber dafür sehr vielen ungenießbar „zartbitteren“ viel zu großen schokostückchen.
ich bin halt echt keine erfahrene bäckerin und hätte mir gewünscht es wären mehr details vorhanden gewesen im rezept. zum beispiel dass man die schokolade scheinbar echt mega klein raspeln muss damit es homogen mit dem teig wird :(
da meine schokolade nichtmal gesüßt war, ist der „kuchen“ (sorry) echt bitter und gar nicht süß
echt richtig schade.
hoffe andere haben mehr erfolg damit als ich und benutzen auch keine teure lindt schoki dafür
Naja, wegen der Schokolade: auf der Zutatenliste steht auch “50 g Schokolade gehackt oder Schokosplitter”, daher ” ggf. auch Schokolade hacken”… und wenn dir Hacken zu mühsam ist, dann nimm doch beim nächsten Mal Schokostreusel!
Und den Kommentar mit “teure Lindtschokolade” … entschuldige, aber Du sagst selbst, Du bist nicht so erfahren, also dann lass Deine Unerfahrenheit nicht mit solchen Kommentaren an der Autorin des Rezepts aus! So teuer ist die nun auch wieder nicht, und sie ist wenigstens wirklich gut.
Der Kommentar klingt vielleicht böser, als er gemeint ist, tut mir leid.
Aber bitte lies das Rezept ganz genau, bevor Du dem Rezept die Schuld gibst.
Hey Silvia, danke für deinen Einsatz. Alles gut… hätte trotzdem dazu schreiben können/ sollen, dass man für das Rezept Schokolade aus der Backabteilung nehmen sollte. Dank des höheren Fettanteils schmilzt & verteilt die sich ideal. Würde aus dem Grund beim Backen für die für die allermeisten Rezepte immer Schokolade aus der Backabteilung empfehlen – zumindest eben nicht, wenn irgendwas vernünftig schmelzen soll ohne es vorher aufgelöst zu haben. Das ist für mich nur so normal, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin das oben genauer zu spezifizieren. (Hab es mal geändert, damit das in Zukunft hoffentlich niemandem mehr bei dem Rezept hier passiert).
Moin, tut mir sehr leid, dass deine Brownies in die Hose gegangen sind. Hätte dazu schreiben sollen, dass es sich für dieses Rezept um Schokolade aus der Backabteilung handeln muss. Diese enthält immer einen höheren Fettgehalt und schmilzt dadurch leichter & verteilt sich gut. Ich habe das nun im Nachhinein korrigiert, auch wenn es dir nun leider auch nicht mehr weiter hilft. Würde aus diesem Grund generell niemals normale Schoki zum Backen empfehlen – zumindest nicht dann, wenn man möchte, dass etwas gut schmilzt & sich verteilt.